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  • AutorenbildMaya von Dach

Gelungener Start


St. Lucia ist und bliebt ein Lieblingsort

Unser neues Leben beginnt problemlos. Wir übernehmen Bushbaby in Kapstadt bei Duncan, wo wir auch eine erste Nacht verbringen. Zuerst gilt es, wieder Ordnung in unsere Sachen zu bringen – viel zu viel hat sich noch in unsere Koffer geschmuggelt und muss nun in die bereits vollen Schubladen, Schränke und Boxen verstaut werden.

Schliesslich beginnt unser grosses Abenteuer, von dem wir seit Jahren geträumt haben. Langsam und mit vielen Pausen fahren wir der Küste Südafrikas entlang, die uns zu Beginn nach Osten und später auch nach Norden führt. Damit werden die Temperaturen von eher kalt zu wunderbar angenehm, selbst bei trübem Wetter und Regen.


Feste Wände und Bushbabys Zelt

Weil es uns davor graute, in einem vollbepackten Campingplatz Ostern zu verbringen – Südafrika ist das Land der Camper und alle wollen ans Meer - haben wir am südlichsten Punkt Afrikas, wo sich der Atlantik und der indische Ozean treffen, in Kap Agulhas ein Häuschen gemietet. Allerdings ist es kalt und wir wärmen uns bei Spaziergängen auf. Auch bei Autor Tony Park, dessen Bücher ich übersetze und der uns eingeladen hat, wohnen wir in festen Wänden. Nie aber fühlen wir uns so wohl und sind so glücklich, wie im Bushbaby. Unsere wenigen Quadratmeter und das luftige Bett sind unser Glück und unser Frieden! Wir fühlen uns sicher und freuen uns am Rauschen des Meers, dem Plätschern des Flusses und dem morgendlichen Gesang der Vögel.


Die ganze Vielfalt Südafrikas

Während wir immer weniger Sonnenuntergänge geniessen können – sie geht meist hinter Hügeln unter, ist die Szenerie immer wieder faszinierend und wunderschön. Wir finden grossartige Übernachtungsplätze und meistens ist es wunderbar ruhig, was uns immer wichtiger wird. Wir besuchen Strände – leider ist die Zeit der Wale zwischen Juli und Oktober, wir müssen uns also noch gedulden -, besteigen Dünen, wandern entlang von Flüssen und deren Mündungen, besteigen Berge (naja, gewisse Leute würden Hügel dazu sagen) und sitzen an den Ufern von Seen. Viele Nächte verbringen wir in Nationalparks, in deren Zeltplätzen wir uns sicher fühlen und wo wir auch tagsüber viel zu erleben haben, auch wenn die Tierwelt noch nicht so üppig ist.


Fauna und Flora

Wir freuen uns unendlich, wieder mehr Tiere zu sehen. Der Feldstecher ist fast immer dabei und die Sichtung aller Vögel wird von Manfred in einer Liste erfasst und natürlich so oft wie möglich fotografisch dokumentiert. Die Pflanzenvielfalt – die wir erkennen aber deren Arten wir nicht kennen, ist grossartig. Kakteen, Gräser, schilfartige Gewächse, Urwaldriesen, Palmen und Dornenbüsche, man kann schauen und staunen. Es ist Herbst und in der Höhe sehen wir Ahorn und Eichen, deren Blätter braun verfärbt sind und fallen. Es erinnert an Daheim. Wir geniessen unsere ersten Tiersuchfahrten im Addo-Nationalpark und bewundern vor allem die Elefantenherden. Nirgends scheinen uns die riesigen Dickhäuter so zahlreich und vor allem so entspannt wie hier. Das Herz klopft kräftig und schnell, wenn eines der Tiere zwei Meter von Bushbaby entfernt seinen Weg an unseren offenen Fenstern vorbei geht! Wir sehen aber auch erste Schakale, Hyänen, Erdmännchen, Mangusten und so vieles mehr.


Die Sache mit der Energie

Während es immer wieder wie ein Wunder erscheint, dass man von der hintersten Ecke aus über Internet und Telefon kommunizieren kann, überrascht es umso mehr, dass Südafrika oft energiemässig gelähmt ist. ›Loadshedding – Lastenabwurf‹ nennt sich das Phänomen, mit dem der Mangel an Infrastruktur und Elektrizität hier angegangen wird. Stundenweise wird regional oder national der Strom abgestellt. In vielen grösseren Geschäften übernehmen Kompressoren, denn alle Kühlprodukte wären sonst in Gefahr, alles andere steht still. Ampeln und Lichter bleiben dunkel, Wasserpumpen funktionieren nicht, also kein Waschen oder Duschen, Antennen und damit die Kommunikation funktionieren nicht mehr. Diese Ausfälle nehmen seit Jahren zu – eine App gibt Auskunft, wann man nicht bedient wird. Willkommen in Südafrika…


Fremdheit, Bekanntschaft und Freundschaft

In der Ferne kommt man sich nahe, scheint mir. Den Abend mit Pam und ihrer Familie in Stellenbosch war unkompliziert und fröhlich. Wir hatten einander viel von unseren Erlebnissen zu erzählen. Die vier Tage mit Autor Tony Park und seiner Frau Nicola waren ziemlich speziell: Seit Monaten arbeiten wir zusammen und haben uns so indirekt schon kennengelernt, doch noch nie miteinander ein Wort gewechselt. Da es aber einige Fragen zu klären und Ideen zu konkretisieren gab, wurde ein Treffen immer wichtiger und wir freuten uns über die Einladung in ihr Haus in Pennington. In vier Tagen wurden Fremde zu Freunden und viel Konkretes erreicht. Auf den Zeltplätzen erleben wir auch immer wieder spannende Begegnungen, erhalten Tipps oder sogar einmal das Angebot, ein Haus zu bewohnen. Wir erfahren, wo die besten Vogelbeobachtungen möglich sind und die Exkursion mit einem Führer eröffnet uns Einblicke in Gebiete, in die wir uns sonst kaum verirren würden.

Witzigerweise flackern auch alte Freundschaften wieder auf: Durch die Buchübersetzungen und das Korrekturlesen habe ich fast wöchentlich mit meiner Jugendfreundin Kontakt, und vom Busch zur Ostschweiz werden Kommas gesetzt, Sätze umgestellt und Vergessenes ergänzt.


Dörfer, Städte, Townships und das Thema Sicherheit

Einerseits übernachten wir meistens an sicheren Orten, was bedeutet, in der Natur, aber diese ist meistens von hohen, stabilen Zäunen umgeben und wir werden von Wachmännern an Toren sowohl kontrolliert wie auch beschützt. Viele von ihnen sind gut bewaffnet – doch immer wieder schmunzeln wir auch, weil sie eher in ihr Handy schauen als auf das Kommen und Gehen. Überall aber werden bei der Einfahrt Formulare ausgefüllt oder Autonummern fotografiert. Die Frage, ob die Gewaltspirale sich hier dreht, weil so viele Menschen bewaffnet sind, wegen der Armut und Arbeitslosigkeit oder ob Südafrikaner ein so hohes Sicherheitsbedürfnis beziehungsweise so viel Angst haben, bewegt uns. Jedenfalls haben alle, die wir treffen, Horrorgeschichten von Raub, Diebstahl oder Schlimmerem zu erzählen und im Haus unseres Freundes werden Alarmanlagen und Kameras installiert. Es beeindruckt uns und macht uns etwas vorsichtiger, dennoch fühlen wir uns recht sicher. Die Fahrt durch die Transkei, das praktisch nur von Schwarzen bewohnte Gebiet ist sehr speziell, doch während bei den grösseren Städten überall sonst Dörfer aus Wellblechhütten und Kartonhäusern beindrucken, oft umgeben von Abfallhalden, sind die Häuser hier gepflegt, verstreut und alles ist relativ sauber.

Der Weg ist das Ziel

Mittlerweile sind wir recht weit an der Küste hochgeklettert. Unsere Etappen sind meist eher kurz und wir geniessen das Reisen auf diese Weise mehr als lange Fahrten – doch die Distanzen sind gegeben und manchmal ist Vorwärtskommen angesagt. Bushbaby macht seine Sache hervorragend, sei es auf Asphaltstrassen oder den ruppigen Naturstrassen, in denen wir an den Rädern die manuelle 4x4 Beschleunigung einlegen oder sogar mit Differenzialsperre hinauf- oder hinunterklettern. Bisher ist meistens Manfred der Fahrer, es macht ihm Spass und seine Erfahrung kommt uns zugute. Immer wieder Anlass gibt unser linksgesteuertes Fahrzeug im Linksverkehr zum Schmunzeln – bei uns selbst und bei denen, mit denen wir zu tun haben. Die lustigste Szene erlebten wir ganz am Anfang, als Linksfahren noch ungewohnt war: Auf einer Autobahn, bei der wir Gebühren bezahlen müssen: das Geld ist bereit, doch das Häuschen leer, niemand der es will. Jedenfalls wenn wir beide aus dem falschen Fenster starren, nämlich auf der Fahrerseite, während die Kassierin auf der Beifahrerseite geduldig wartet und überrascht ist, dass ich kein Steuerrad vor mir habe…


Entdecken, Erkunden und alte Heimat wiederfinden

Einen grossen Teil der Strecke, die wir fahren kennen wir schon – doch was weiss man schon, wenn man hunderte von Kilometern einmal durchfährt? Wir lernen überall neue, zumeist wunderschöne Orte kennen und so vieles gäbe es noch zu sehen. Wir sind aber wirklich glücklich, als wir in Saint Lucia ankommen, dem lebhaften Städtchen, in dem wir mit unseren Familien und Freunden schon so viel Schönes erlebt haben. Hier finden wir uns auf einem der wohl wildesten Campingplätze Südafrikas wieder, umgeben von Meer, Dünen, einer Flussmündung und einem angrenzenden Nationalpark. Saint Lucia gilt als relativ sicher vor Kriminalität, dafür spazieren die Flusspferde – als aggressivste Tiere Afrikas berüchtigt – durch die Strassen des Städtchens und in den umliegenden Gewässern lauern Krokodile. Wir sind zuhause angekommen, in der Wildnis und ein richtiges, lebendiges Bushbaby heisst uns hier mit seinem lauten nächtlichen Baby-Geplärr willkommen.



Hier findest du jeweils das Neueste von uns:

  • Unser aktuelles Reisetagebuch mit Fotos und Route findest du mit der kostenlosen App "Polarsteps" (eine wirkliche Empfehlung!) unter "My Bushbaby"

  • Manfreds Projekt 365 afrikanische Vögel in 365 Tagen hier auf Facebook, Manfred Suter Photography

  • Manfreds Fotoseite

  • Deutsche Bücher von Tony Park hier (von jedem verkauften Buch geht ein Beitrag an WildlifeACT)

  • Fotos fast täglich auf unserem Whatsapp-Status (Whatsapp öffnen, ganz links Status, du findest uns, falls du die Nummer hast unter unserem Namen)

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