Simbabwes östliches Hochland und südöstliches Lowveld
Schon bei unseren früheren Reisen durch Simbabwe hat uns dieses Land fasziniert und sehr gefallen. Nette Leute, Sauberkeit, spannende Hügel, wunderschöne Nationalparks und diese besondere Atmosphäre der Kolonialzeit, von Verfall und Wiederaufbau, leider aber auch von stürmischen Zeiten mit der Vertreibung vieler weisser Farmer und der Zugrunderichtung vorhandener Infrastruktur. Diesmal wollen wir den Osten des Landes erkunden, attraktives Neuland.
Eine einschneidende Grenze
Grenzen bedeuten für uns (noch immer) Stress und Nervosität und der «Fixer», ein Einheimischer, der sich anbietet, gegen Bezahlung zu helfen, ist jeden Cent wert. Eine Quittung von der Einreise ist nicht vorhanden, das macht uns noch nervöser. Mit dem Carnet de Passages, dem «Pass» für Bushbaby fehlt uns noch die Erfahrung, aber nach rund einer Stunde sind wir mit gestempelten Pässen glücklich in Simbabwe, der Fixer hat uns perfekt durchgeschleust.
Die Strecke durch die grünen Hügel nach Mutare ist kurz, doch die Unterschiede zwischen den beiden Ländern mit ähnlichen geographischen Rahmenbedingungen in dieser Region, fallen ins Auge: Während alle Frauen in Mosambik in die traditionellen Tücher gewickelt waren, scheint Mode in Simbabwe wichtig zu sein. Zumindest im städtischen Bereich tragen alle Frauen hübsche, moderne Kleider, in ländlichen Gegenden auch viele. Während in Mosambik fast ausschliesslich Rundhütten oder kleine Backsteinbauten zu sehen waren, stehen hier mehrheitlich moderne Mehrzimmerhäuser, teilweise auch mehrstöckige. Und dann die Dekoration: während es in Mosambik einfach Bäume und Sträucher gab, sind hier Strassen und Gärten mit Bougainvillea, Jacaranda, Tulpenbäumen oder anderen buntblühenden Pflanzen begrünt, es ist eine Augenweide.
La Rochelle, Penhalonga
In den Hügeln etwas nördlich von Mutare liegt ein altes kleines Hotel mit einem botanischen Garten und einer wunderbaren, parkähnlichen Gartenanlage, in der man Campieren darf. Für uns eine Art Ferien und Einblick in Kolonialzeiten. Das Vogelleben ist grossartig und wir wandern genussvoll durch die uralten Urwaldriesen. Das Froschkonzert am Abend, nach einem wohlschmeckenden Essen auf der Gartenterrasse des Restaurants, ist bombastisch und mit viel Spass suchen wir die quakenden Geschöpfe in den Teichen.
Vumba
Nicht viel weiter südlich stechen wir unterhalb von Mutare in die Hügel und Berge von Vumba, einem ganz besonderen Vogelparadies. Buluvesi ist nicht nur stellvertretende Lodgemanager, sondern auch der Vogelexperte und -führer und natürlich buchen wir eine Exkursion für den nächsten Morgen. Wir logieren mit wunderschöner Aussicht und der Ausflug in diesem Gebiet, zuerst zu Fuss, dann mit dem Auto, ist äusserst spannend. Das ganz grosse Glück erfüllt mich am Abend, während Manfred uns Spaghetti kocht: Mit der Taschenlampe leuchte ich, wie bei Nicci in Nylazi gelernt, die Büsche ab und finde dabei mein allererstes Chamäleon – aber es sieht anders aus als alle, die wir bisher gesehen haben. Buluvesi staunt, als wir ihm die Bilder zeigen, denn es ist ein sensationeller Fund, ein Marshal’s Zwergchamäleon, das in dieser Gegend endemisch ist, es gibt es also sonst nirgends und es ist rar. Gewitterwolken brauen sich in den Hügeln zusammen, Blitze zucken in der Ferne, aber bei uns bleibt es trocken, worum wir froh sind, denn die Anfahrt ist sehr steil.
Die zwei weiteren Nächte verbringen wir auf dem Campingplatz des botanischen Gartens, mitten in Fotoobjekten für Manfred. Hier erwischt uns der Beginn der Regenzeit, und wie. Glücklicherweise haben wir unser Regenhäubchen über Bushbaby aufgespannt, eine Art zweiter Test oder Vorahnung, denn es beginnt zu kübeln wie aus Eimern und schliesslich übernehmen Hagelkörner das Regime, bis der Platz weiss bedeckt ist. Wir sind froh, trocken und schadlos über die Runden zu kommen. Wir erkunden die Gegend mit und ohne Buluvesi, essen noch ein Frühstück im Leopard Rocks Hotel, dem wohl berühmtesten Hotel der Gegend, in dem sogar Königin Elisabeth genächtigt hat, das aber seine besten Zeiten wie die meisten Hotels hier hinter sich zu haben scheint. Auf der Schiefertafel beim Golfplatz dominieren afrikansiche Namen, genau wie im Speisesaal ausser uns nur Schwarze sitzen.
Chimanimani Nationalpark
Die Fahrt nach Chimanimani ist vor allem wegen der Wetterkapriolen spektakulär: Weisse Gewitterwolken scheinen an den Hügeln zu hängen und sich dort auszuleeren, während daneben die Sonne scheint. In den Hügeln ist es angenehm kühl und da die Wetterprognosen sehr viel Regen voraussagen, wollen wir uns mit einem Häuschen verwöhnen. Das «Farmhouse», das uns empfohlen wurde, spricht uns weder an noch hat es Platz und so landen wir zufällig im »Frog and Fern», in einem hübschen, efeuumrankten Häuschen. In den grossen Gewittern ist ein Strommast gekippt, die ganze Region hat keine Elektrizität. Für uns kein Problem, das sind wir uns gewöhnt, beziehungsweise läuft der Kühlschrank im Bushbaby trotzdem. Mehr Mühe machen uns das eher unbequeme Bett und die Mücken und wir loben uns das einfache, aber angenehme Leben in unserem Minidaheim.
Umso mehr geniessen wir die Terrasse unseres Häuschens, das es uns erlaubt, direkt in die Baumwipfel zu schauen und den Vögeln beim Singen zu zuschauen. Die Tour in den Chimanimani Nationalpark mit Tawana, einem Führer in Ausbildung, ist spannend und die Wanderung führt uns zu den Bridal Veil Falls, Wasserfällen, die einen Brautschleier bilden. Das Wetter hier oben ist unberechenbar und innert Minuten hat sich der Sonnenschein in einen heftigen Wasserguss verwandelt. Etappenweise kämpfen wir uns in trockeneren Momenten wieder bergan, doch müssen wir schliesslich tropfnass bis auf die Haut, im Häuschen am Parkeingang unterstehen. Der nächste kurze Unterbruch des Gewitters reicht, um nach Hause zu laufen, wo immerhin eine warme Dusche wartet…
Zurück im Tiefland
Nach so vielen Hügeln und Vögeln brauchen wir wieder einmal Busch und andere Wildnis, wenn möglich mit vielen Wildtieren. Wir fahren weiter südlich, heraus aus dem Regen, und kaufen kurz in Chipinge ein. Während in Chminaimani noch viele Spuren des grossen Zyklons von 2019 zu sehen waren, ist hier, im zweiten Ort, der besonders stark betroffen war, nicht mehr so viel auszumachen. Wir fahren in einen privaten Wildpark, in dem sich die Farmer zusammengeschlossen haben, Savé Valley Conservancy, das wir von Norden nach Süden durchqueren.
Unsere Unterkunft liegt in Humani auf einer Farm und wir stellen Bushbaby über dem Steilufer des Turgwe auf einem von fünf Stellplätzen hin. Da sich der Himmel schwarz überzieht, packen wir Bushbaby trotz der Hitze hier im Tiefland, gut ein und bleiben im nächtlichen Gewitterregen trocken. Unsere Erkundungsfahrt ist zwar äusserst interessant, doch bezüglich Wild sehr unergiebig, dafür sind die Pfannen vom Regen gefüllt und ziehen Störche und Wasservögel an. Immerhin hören wir in der Nacht die Löwen brüllen. Höhepunkt bildet eine Kolonie von Skorpionen, die temporeiche Jagd nach den aus dem regennassen Boden ausfliegenden Eintagsfliegen oder Termiten machen.
Kleines Haus, grosser Garten, viele Haustiere
Unser Bushbaby bewährt sich auch nach zehn Monaten noch täglich. Es bietet uns genau das, was wir uns gewünscht haben. Ein unkompliziertes Daheim, in welchem alles in greifbarer Nähe ist, in welchem wir gut schlafen und unsere Siebensachen gut verstaut wissen. Unsere Zeit verbringen wir draussen, wann immer es geht, und das ist jetzt, im Hochsommer, meistens. Vor allem seit wir sogar ein gutes Regendach installieren können. So wie drinnen immer alles gleich ist, ist unser Garten immer anders, und das ist uns extrem wichtig. Wir geniessen ruhige Plätze, an welchen wir die Geräusche der Natur statt der Menschen hören. Oft haben wir eine Art Haustiere, oder vielleicht eher Gastgeber, manchmal auch Besucher. Der Elefant in Gonarezhou, die kleine, hübsche Drossel, die Affen, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen, die Flusspferde, die prusten, oder die Eule, die uns frohe Weihnacht wünscht. Unser Ziel ist oft, dass die Tiere zu uns kommen, statt wir sie suchen und es ist grossartig, wenn das gelingt. Und das ist oft… Manchmal sind es auch die kleinen Tierchen, die uns begeistern, eine Gottesanbeterin, ein Käfer, ein Shongololo, also Tausendfüssler. Wir begeistern uns einfach für die unglaubliche Vielfalt der Natur hier.
Wilde Weihnacht
Ohne Reue fahren wir aber weiter, kaufen in Chiredzi noch einmal ein und lassen uns davon überraschen, dass der Geldautomat tausend Dollar ausspuckt – ja, Simbabwe hat den US Dollar als stabile Währung. Schliesslich fahren wir in den Gonarezhou Nationalpark und lassen uns eine Reise mit sieben Übernachtungen zusammenstellen, zuerst im nördlichen Teil, dann unten im Süden. Restaurants oder Läden gibt es hier nicht, also sind wir lange Selbstversorger und müssen unsere Vorräte gut einteilen. Immerhin finden wir Wasser im Hauptcamp, bei der Hitze von über 40 Grad grundlegend. Die Landschaft ist grossartig, die Plätze sind wild, uneingezäunt und Flusspferde, Wasserböcke, Paviane und Meerkatzen sind genauso Gäste wie der Elefant, der direkt neben Bushbaby gemütlich Gras ausrupft und Äste abbricht, während wir schlafen. Das sind afrikanische Nächte vom Allerbesten, Millionen Sterne am Firmament und den Duft der Wildnis in der Nase. Dieses Leben haben wir uns erträumt.
Die Fahrt bringt uns durch den ganzen Park, rund 120 km in den Süden, ans Dreiländereck Simbabwe, Mosambik, Südafrika. Benzin wird knapp und Trinkwasser auch, da wir in der Stadt keine grossen Wasserkanister kaufen konnten, nur kleine Fläschchen, was uns als weiterer ökologischer Unsinn erscheint.
Von den vielen Wellblechpisten ist eine Verbindung durchgescheuert, die Klimaanlage funktioniert nicht mehr – für mich kein Unglück, für Manfred schon, immerhin bewegen sich die Temperaturen meistens um die 40 Grad. Wir organisieren den Service und eine Gesamtcheck für die Zeit, wenn Bushbaby wieder in Johannesburg steht.
Wildtiere sehen wir auf der Fahrt durch den Gonarezhou kaum, doch eine Nacht verbringen wir in Benji Wier bei einer Aussichtsterrasse über einem kleinen Stausee. Überrascht beobachten wir, wie viele Tiere gegen Abend am Wasser trinken oder mit dem Nachtsichtgerät in den Wäldern zu sehen sind, wo sie sich verstecken. Büffel, Elefanten, Zebras, Antilopen und Affen besuchen uns, aus der Höhe können wir in den Baumwipfeln überall Vögel beobachten, ein wirkliche geniales Plätzchen. Auch für die nächste Nacht ist eine Plattform gebucht, doch die Vorfreude wird von Ernüchterung verdrängt, als wir vor einem ausgetrockneten Wasserloch in einem düsteren Wald stehen und die Terrasse ungepflegt erscheint. Spontan entscheiden wir zum südlichen Hauptcamp zu fahren, obwohl wir damit rechnen, dass wir dort nicht so herrlich allein sind. Zu unserer Überraschung steht kein einziges anderes Fahrzeug auf einem der fünf Plätze und wir feiern ein gemütliches, stilles und in diesem Jahr etwas besinnlicheres zweisames Weihnachtsfest am Fluss unter riesigen alten Bäumen. Statt Christbaumkugeln hängen Leberwurstfrüchte am Baum, ein Feuer und eine Kerze brennen, der Mond und die Sterne funkeln und Leuchtkäferchen blinken rund um uns und auf dem Tisch.
Flussquerung am Limpopo
Als letzte Etappe unserer Reise ist vorgesehen, nördlich des Krügerparks die grossartige Vogelwelt zu fotografieren, bevor es zurück nach Johannesburg geht. So verlassen wir den Gonarezhou Nationalpark und damit auch Simbabwe und fahren noch einmal nach Mosambik. Es ist regnerisch geworden und die Flüsse beginnen zu steigen. Wir müssen den Limpopo überqueren, um zum Pafuri Gate zu kommen. So schliessen wir unsere Runde im Städtchen Mapai, wo wir noch einmal einkaufen, um für die nächsten Campingtage gerüstet zu sein. Schliesslich fahren wir zur Fähre. Welch eine Überraschung erwartet uns hier und unser nächstes grosses Abenteuer. Der Limpopo ist etwa hüfthoch, wir können wählen zwischen Durchfahrt oder fragil erscheinendem Boot. Wir entscheiden uns für die Fähre, die über keinen Motor verfügt sondern mit Manpower funktioniert. Bushbaby balanciert auf schmalen Metallplanken auf das metallene Boot, das nun von vier Männern durch die wohl etwa dreissig Meter breite, von Krokodilen bewohnte Wasserstrasse gezogen und gestossen wird.
Auf der anderen Seite angekommen, entdeckt Manfred eine grosse Schraube in einem der Pneus. Wir kommen gut ans sandige Ufer und die Schraube lässt sich zum Glück ohne Schaden entfernen. Nun sind rund 80 km durch spannende Dörfer dem Limpopo entlang zu fahren. Es wird immer nasser, die Strasse schlechter und schliesslich bleiben wir im Schlamm stecken, der die Reifen füllt, die in einer tiefen Rinne gefangen sind. Hier treffen wir Kim und Colin, die sich ebenfalls in Richtung Dumela Wilderness Camp kämpfen. Mit einem Baum, den Manfred mit der Säge fällt und unter die Räder legt und sehr viel Gas schaffen wir es heraus und bis ins Camp - aber nicht zum Platz, zu dem eine völlig aufgeweichte Strasse mit grossen Steilhängen führt. So übernachten wir vor der Rezeption und kochen unter deren Vordach.
Regenzeit fordert heraus
Am nächsten Morgen machen wir uns früh in Richtung Grenze Mosambik - Südafrika auf, bevor wir total im Morast stecken bleiben und für Tage gefangen sind. Streckenweise müssen wir zu Fuss, in der braunen Brühe von Schlamm und Kuhdung, austesten, wo wir am besten fahren. Schliesslich erreichen wir aber den Grenzposten, den wir mittlerweile routiniert und entspannt meistern und fahren auf der Asphaltstrasse in den Krügerpark. Auch hier herrscht Regenstimmung, überall fliessen Bäche und steht Wasser in Tümpeln. Wir ändern unsere Pläne, fahren nicht mehr nach Norden sondern nach Süden. Der Park ist praktisch ausgebucht, doch immerhin können wir eine Nacht in Shingwedzi unter unserer wertvollen Zusatzblache campieren. Danach hats absolut keine Unterkunft mehr und wir fahren aus dem Park, wo wir uns direkt beim Phalaborwa Tor in den Safaripark einbuchen. Da noch mehr Regen angesagt ist, buchen wir uns für eine Nacht ein Häuschen, nachher ist auch hier wieder Bushbaby angesagt, was uns bei trockenem Wetter freut. Wir geniessn im Terrace Hotel das feine Essen, das uns nach so viel selber kochen noch viel besser schmeckt.
Die Berge um Blyde River Canyon
Wir fahren in die Berge rund um den Blyde Canyon, wo immer wieder Aussichtspunkte den Ausblick ins Tiefland ermöglichen. Kurvige Strassen, Pässe, viel Grün, es ist wunderschön. Allerdings sind die meisten Wälder künstlich für die Ernte von Holz angelegt (wer täglich und mit viel Holz grillen will, muss auch Nachschub heranzüchten..) und nur einzelne Gebiete sind wilder Buschwald, was ziemlich nachdenklich macht und erdrückend wirkt.
"God's window" ist einer der Touristenorte mit dem Blick in eine Schlucht und einem Regenwald. Es ist Wochenende und das spannendste für uns sind die Touristen, die sich in Schlangen den Berg hinauf kämpfen, Menschen in allen Farben dieser Regenbogennation und viele davon sehr übergewichtig.