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AutorenbildMaya von Dach

Bushbaby on the road

Aktualisiert: 24. Sept. 2020


Einander kennen lernen

Seit dem 17. Juli haben wir unser jüngstes, langersehntes Familienmitglied, unser Miniatur-Einfamilienhaus auf Rädern, "Bushbaby" genannt. Viel Denkarbeit, viel Geld, viel Vorfreude wurden investiert, nun soll es erprobt werden. Nicht wie ursprünglich geplant in Afrika, wofür es gebaut ist, sondern Corona-konform in der näheren Umgebung. Mehrere unserer Ferienwochen haben wir aufgespart für Sommer und Herbst und nun kann eingerichtet und ausprobiert werden. Aus Träumen wird Wirklichkeit, entwickelt sich ein Daheim auf Rädern.

Zuerst wird geschneidert und verschönert: Vorhänge bei der Tür und zwischen Fahrer- und Wohnkabine schützen uns vor Zugluft, Insekten und neugierigen Blicken. Die warmerdige Farbe gibt aber auch eine wohnliche Atmosphäre - an ihr haben wir uns beim Bau immer orientiert und alles passt farblich perfekt. Insbesondere am Abend mit Licht fühlen wir uns geborgen. Unser Tisch und die Stühle sind direkt unter dem Bettbrett verstaut und sowohl von den Aussenklappen her wie, bei hochgeklapptem Bett, von innen zugänglich. Die Stühle erhalten, genau wie Kabel, Heringe und ähnliche Kleinteile, Taschen aus wasserfestem, widerstandsfähigem Stoff, nämlich textilemDuschvorhang. Nun gleiten die Stühle locker in ihr enges Versteck.


Unser Schlafplatz ist ziemlich niedrig, weil wir vom zur Verfügung stehenden Platz einiges den bequemen Stühlen und dem recht grossen Tisch, der ja zum Kochen, Essen, Fotos bearbeiten genügend Platz ergeben muss, geopfert haben. Durch die Weite des Dachraums aber und die Luft, die durch die grossen, mit Moskitogittern geschützten Fenster eintritt, fühlen wir uns nicht eingeengt. In der Bereite steht uns sogar mehr Platz zur Verfügung als daheim im Doppelbett.

Bushbaby ist ein Platzwunder! Natürlich haben wir noch nicht alles dabei, was wir auf der unendlichen Reise einpacken würden. Doch Kleider und Schuhe für Kälte und Hitze, Nässe und verschiedene Aktivitäten, natürlich auch Lebensmittel und die Werkstatt - alles findet in den Schränken und Truhen einen Platz. Noch nicht "seinen" Platz, bei vielem kann die Organisation noch verbessert werden. Aber es funktioniert bereits hervorragend und wir fühlen uns wohl. Wobei zu sagen ist, dass wir den grössten Teil der Tage im Freien verbringen, draussen kochen, essen, arbeiten - leben. Genau wie wir das für später, auf der zeitlich unbeschränkten Reise, möchten.


Start in der Umgebung

In der ersten Ferienwoche, Ende Juli, ist es sehr, sehr heiss. Wir bleiben tagsüber daheim und erledigen Arbeiten oder geniessen das süsse Nichtstun. Am Abend nach einem Spaziergang mit den beiden Hunden und dem Füttern der Katzen machen wir uns auf den Weg zu bekannten Orten wie "unsere" Alp Hüttschisbach im obwaldnischen oder unbekannten Plätzen in der Nähe. Nach einem Essen bei Freunden dient uns in Baldegg ein ruhiger Parkplatz am See oder in Hagendorn ein Waldeckchen als Schlafort, in Unterägeri schlafen wir bei einem öffentlichen Picknickplatz und auf dem Gottschalkenberg an einem Waldsträsschen. Wild, romantisch, zufrieden.


"Ich und du und ein Hund dazu..."

So hiess doch vor vielen Jahren ein Musikstück. Zwei Lebens- und ein vierbeiniger Gefährte gemeinsam in einem Gefährt, ob das wohl gut geht? Dartos darf mit uns auf Reisen, während Pango und die Katzen daheim liebevoll von Ruth gehütet werden. Eine zusammenlegbare Box passt millimetergenau zwischen die Schrankwände und nach anfänglicher Nervosität scheint das Reiseleben Dartos zu gefallen - er ist sich von seinem Beruf gewohnt, viel mitzureisen und zu warten. Doch etwas merkt er bald: die Tür seiner Box, ein Moskitonetz, ist weich und nachgiebig. Zuerst hat es kleine Löcher, dann einen Schranz und schliesslich, naja, ist der Kleinkäfig eigentlich immer zusammengelegt und versorgt, Dartos dafür auf einer Decke im Wohnraum. Er macht es sich gemütlich auf der Fahrt. Während der Nacht dagegen hat er einen Schlafplatz draussen und bewacht uns und Bushbaby. Wobei es kaum etwas zu bewachen gibt, meist ist alles ruhig. Besonders faszinierend: er weiss genau, wo was los ist. Während er bei abgelegenen Plätzen - z.B. im Wald - sehr aufmerksam ist und frühzeitig warnt, können auf dem belebten Campingplatz Leute an unserem Plätzchen vorbei spazieren und das ist ganz einfach in Ordnung, er schaut ruhig und entspannt zu. Nur einmal verbringt er die halbe Nacht im Innern. Sogar bei Regen kann er in der Waldhütte neben dem Auto trocken und an der frischen Luft übernachten, wie sonst zu Hause auf der Terrasse. Dank der vielen Wanderungen, oft an Bächen oder Flüssen, kommt er voll auf seine Rechnung, genau wie wir.




Vom Meer zu den Alpen und zurück

Unsere Tour der Sonne nach führt uns von einem unserer Lieblingsorte, dem Kleinmelchtal in Obwalden über die Freiburger Alpen der Gastlosen nach Vaulion im Waadtland. Die Flucht vor dem prognostizierten Starkregen lässt uns den Tunnel des Grand St. Bernard durchfahren und wir gelangen ins sonnige Piemont. Die ligurische Küste ist vollgepfropft mit italienischen Touristen, doch im dahinterliegenden Hochland finden wir ein ruhiges Plätzchen. Wir wollen zu den Vögeln des Po und kreuzen Norditalien, verbringen eine Nacht bei einem ruhigen Restaurant, in dem wir uns kulinarisch verwöhnen lassen und danach zwei Nächte in einem lebhaften Campingplatz, schliesslich bei einem "Geisterhaus", einem verfallenden Restaurant ganz Nah beim Meer. Von dort machen wir an einem regnerischen Tag auf und fahren bis ins Münstertal, wo wir drei Nächte bleiben, bevor wir über Samnaun und Davos nach Hause zurückkehren. Ein Reisebericht mit Fotos folgt.


Highlight: Freilufttoilette mit Fernsicht

Die grosse Frage, die uns lange beschäftigte und auf die alle die Antwort wollen: Wie macht ihr DAS?

Wir lieben die Natur und wollen sie sauber bewahren. Der Bau einer TrockenTRENNtoilette war beim Bau kurz ein Thema, wurde aber verworfen und der Entschluss fiel schliesslich für das Produkt "Cactus", eine Trockentoilette, welche in einem Auszug verstaut ist. Damit bietet sich die Möglichkeit, bei Not in der Wohnkabine oder nach Möglichkeit im Freien das natürlichste körperliche Bedürfnis zu verrichten. Mit den original Cactus Trockenbeuteln wird das "Geschäft" aber eine teure Sache, kostet ein Stück doch über 3 Euro. Da wir als Hundehalter keine Berührungsängste haben, entwickelten wir unsere eigene, sehr komfortable Praxis, mit der wir hier in Europa gut leben können: Die leichtgewichtige, bequeme Toilette an geeigneten Ort bringen, darin sind WC-Papier, Feuchttücher, schwarze 17-liter-Kehrichtsäcke und Robidog-Säcklein verstaut. Nun befestigen wir im Ring des Trockenbeutels des Cactus einen Kehrichtsack, geben etwas Sägemehl hinein und verrichten das Geschäft bequem und gemütlich. Sack zuknöpfen und zu guter letzt den Kehrrichtsack zur Tarnung in ein Robidogsäckchen. Fertig ist die saubere Sache. Dann ab in einen Hundekot-Sammelkasten oder einen Abfalleimer - für uns eine ideale Lösung, hier wo die Verbrennung klappt.


Gaskocher und Sandblechtisch

Kochen im Freien und auf dem Gaskocher lieben wir. Gut vorbereitet ist auch ein Essen mit mehreren Pfannen für uns kein Problem, so macht das Zubereiten von Reis mit Sauce aus frischen Steinpilzen oder Teigwaren mit Eierschwämmchen Spass. Wir kochen fast jeden Abend, dafür dient uns der Doppel-Kocher, der auf der Aussenklappe befestigt ist und ein zusätzlicher einflammiger, den wir schnell und unkompliziert irgendwo aufbauen oder im Auto verwenden können. Unsere Idee mit der fixen Installation erweist sich aber als nicht gerade genial, wenn der Kocher geöffnet ist, ist der Zugriff zu Pfannen und anderen Kochutensilien im dahinterliegenden Raum verwehrt. Spätestens in dem Moment, wo nach dem Ersetzen der Gaskartusche die eine Seite nicht mehr funktioniert, verfluchen wir unsere Idee der Festinsatallation, da wir den Kocher nicht umdrehen und nach dem Problem suchen können. Hier müssen wir noch nachbessern bzw. den Kocher abschrauben lassen!




Kinderkrankheiten

Bezüglich der Technik muss Bushbaby zusammen mit den bereits geplanten Abschlussarbeiten noch einmal in Deutschland bei extrem-Fahrzeuge die Kinderkrankheiten auskurieren. Die Batterie schien sich immer weniger aufzuladen, sei dies über die Solarpanels oder durch Fahren und das nahm einen starken Einfluss auf unsere Reise, wählten wir zunehmend Campingplätze mit externem Strom, um den Kühlschrank am Leben zu erhalten und unsere Geräte laden zu können. Obwohl der Fernservice unserer Autobauer bzw. von Andreas Woldrich sehr schnell funktionierte, konnten wir nichts ausrichten.

Wir haben gelernt, dass wir noch viel lernen müssen im Umgang mit unserem vierrädrigen Baby, damit wir bei Pannen nicht einfach auf fremde Unterstützung zählen müssen. Wohl bereits im Oktober dürfen wir Bushbaby nach Schwenningen für Endarbeiten, Optimierungen und für eine ausgiebige Erklärungssession abliefern.



Weiter mit der Lebensreise

Zum Glück ist noch Zeit, bis wir im Frühjahr 2021 unser ausgedehnteres und hoffentlich 2023 unser wirkliches Reiseleben starten können. Bis dahin geniessen wir auch das Daheimsein noch und gestalten unsere Lebensreise mit allen Kurven und Kanten, so beginne ich (Maya) im Oktober wieder eine SHP-Stellvertretung an der Schule in Rotkreuz. Danach, im April, beginnt dann eine längere Reise. Wir hoffen, gesund zu bleiben und im nächsten Jahr wieder offene Grenzen und coronafreie Länder zu finden, die wir entdecken können.


Den Reisebericht und die Fotos von Flamingos etc. findet man bald auf den entsprechenden Seiten (Reiseberichte) bzw. www.manfredsuter.com.



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