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AutorenbildMaya von Dach

Daheim ist Daheim




Würziger Vorgeschmack

Die sechs Wochen der Aufwärmrunde in der Kapregion haben glücklicherweise Lust auf mehr gemacht und äusserst viel Freude bereitet. Für einmal aber waren dies nicht in erster Linie die beobachteten Wildtiere, sondern das Lebensgefühl und die "Beinahe-Erfüllung" unseres gemeinsamen Traums. Schon so lange haben wir den Horizont gesehen, uns danach gestreckt, viel an Gedanken, Energie und Geld investiert und in diesen sechs Wochen den Vorgeschmack seiner Erfüllung genossen. Welch ein Glück!


Der Nase nach

Pläne existierten nicht und wir lebten von Tag zu Tag, dem Wetter und der Laune nach. Einen Fixpunkt schafften wir, indem wir das Ziel, Bushbaby zu testen und zu vervollständigen umsetzten. Konkret hiess das in erster Linie, die Technik der Energieversorgung zu prüfen und das Leben im und um das Fahrzeug zu üben. Dafür war die Kapregion perfekt. Nach dem Einräumen von Schränken und Boxen, dem Füllen von Kühl- und Lebensmittelschrank fanden wir in der Stadt einen Gasladen nach alter Manier. Ein Sammelsurium von modernen Gaskochern und Grills, aber auch tausenderlei Kleinteile für Reparaturen und Installationen. Der alte burische Eigentümer versprach uns, unseren Kocher der genau in die Aussenklappe passt und dort montiert ist, so umzubauen, dass er direkt an die Gasflasche angeschlossen werden und damit äusserst einfach bedient werden kann. Auch die Halterungen für die Flaschen versprach er zu organisieren. So entschlossen wir uns, eine erste Runde zu drehen und danach wieder nach Kapstadt zurückzukehren.



Leere und Meer

Wir besuchten die öden, rauhen Gegenden der Karoo und der Klein Karoo, dann fuhren wir über die Sand- und Kiesstrassen zum Meer nach De Hoop. Wir freuten uns an Vögeln, da die Tierwelt sonst in dieser doch eher lebensfeindlichen Umgebung nicht gerade reich war und wir abgesehen von Antilopen in der spektakulären Landschaft nicht viel zu sehen bekamen. In Franschhoek trafen wir Freunde, eine schöne und fröhliche Abwechslung. Zurück in Kapstadt wurden unsere Gasflaschen montiert und wir starteten zur zweiten Runde dem Atlantik nach, die Westküste hinauf und durch die Berge hinunter. Ohne Eile aber mit der Weile, die schönen Plätze zu geniessen, bis uns die Neugierde weitertrieb, was meistens zwei oder drei Nächte bedeutete.




Ohne Langeweile, mit spannenden Menschen

Bushbaby und all seine Komponenten leisteten hervorragende Arbeit – jedenfalls nach einem Mail an Mathias von den 'Fahrzeugbauern' mit einigen Fragen. Obwohl wir nicht immer nur Traumwetter und Sonnenschein hatten, genügte unsere Energieproduktion (drei Solarpanels mit Lithiumspeicher) auch ohne Fahren immer, um die Computer, die sehr viel arbeiten mussten, den Kühlschrank, der in hohen Temperaturen das Bier kühl hielt und unsere anderen Geräte zu versorgen. Wir lagerten auf wunderschönen Plätzen, genossen die Einsamkeit, wenn wir ein grosses Areal für uns alleine hatten wie etwa in Anysberg und den Kontakt mit Nachbarn, wie etwa Chris, dem pensionierten Polizeioffizier, der in Kapstadt vierzig Jahre Dienst leistete und unter anderem als 32-jähriger für das Schwarzenwohngebiet Kayelitsha verantwortlich war. Ein Vergleich lässt sich nicht machen, denn das sind schlicht verschiedene Welten. Aber die Narben von Einschusslöchern im Bein und der Messerwunde im Rücken erzählten eine eindeutige Geschichte und war schlicht beeindruckend. Der niedrige Lohn, den er für die schlafraubende Arbeit erhielt und die Pension von der er und seine Frau nun leben, reicht äusserst knapp und lässt uns einfach staunen. Genau wie die Grosszügigkeit und Offenheit, die sie uns gegenüber zeigen, genau wie so viele andere Nachbarn auf den Campingplätzen.





Leben im Freien

Bushbaby ist klein, aber ein Raumwunder und für das Leben im Freien gebaut. Dieses haben wir tatsächlich auch so gelebt. Wir schlafen herrlich in unserem Himmelbett mit Blick auf Mond und Sterne, können die Temperatur gut mit den Zeltwenden regulieren und sind auch bei Regen gut geschützt und das Zelt bleibt trocken – unsere Neuimprägnierung hat sich gelohnt. Das Kochen auf Gas funktionierte einwandfrei, inklusive das Backen von Frühstücksbrötchen in der Pfanne oder der Kartoffeln im Dampfkochtopf (wenn man ihn richtig schliesst 😉)… Die neue Aussensteckdose ermöglicht uns, unsere Laptops unkompliziert zu laden und so verbringen wir die trockenen Tage tatsächlich draussen. Es gibt aber auch regnerische Zeiten und diese machen uns ebenso wenig Mühe. Wir sitzen nebeneinander auf dem Bänkli, den kleinen Tisch ausgezogen und können so an Fotos und Buchübersetzung arbeiten, dazwischen ein Päuschen oder Schäfchen im oberen Stock und die Regenpausen nutzen, so bleiben die Stimmung und die Beziehung im Lot.




Höhepunkte ohne Tiefpunkte

Die Wochen plätschern dahin, das Abenteuer besteht aus der Eingewöhnung und der Landschaft, die Tierwelt und die Wildheit fehlen uns in der schönen, aber doch ziemlich zahmen Kapregion. Es erinnert an Südfrankreich, Sardinien oder Korsika, nur ist das Meer hier eiskalt – da wir keine grossen Schwimmer sind für uns kein Problem. Dennoch gehören die Begegnungen mit Tieren schliesslich zu unseren Höhepunkten. Die Brutkolonie mit tausenden von Basstölpeln in Lambertsbay begeistert uns. Gekreisch, viel Brutbetrieb, das Verhalten der eleganten, gänsegrossen Vögel zieht uns stundenlang in Bann. Der zweite grosse Moment ist der als Ausprobieren gedachte Einsatz unseres neuen Nachtsichtgeräts. In der lebensfeindlichen Gegend der Cederberge meinen wir, nicht richtig zu sehen, als eine Katze, die etwas mit sich herumträgt, erkennbar wird. Wir sind im Leopardenschutzgebiet, haben aber längst die Idee aufgegeben, dass dies bedeutet, einen Leopard zu sehen – ähnlich wie bei Strassensignalisationen für Rehüberquerungen auf Schweizer Strassen rechnet man keineswegs damit, dass dies eintritt. Tatsächlich beobachten wir aber einen Leoparden, der wohl etwa zweihundert Meter von unserem Platz ein Feld überquert und dann verschwindet. Wir folgen ihm im Dunkeln, kehren dann aber in Blitz und Donner um und stellen uns die Schlagezeilen vor, dass dumme Touristen von einem Leoparden angegriffen wurden, weil sie ihn suchten. Am nächsten Morgen suchen und finden wir seine Spuren. Schade, dass die Forschungsorganisation, die dazu aufruft, Sichtungen von Leoparden oder deren Spuren zu melden sich auf unsere Email nicht meldet. Offensichtlich teilen sie unsere und die Aufregung der Gastgeber nicht, die sagen, sie sähen nie eine der Grosskatzen. So kann eine halbe Minute zu einem unvergesslichen Moment werden.




Kapstadt

Wir verabschieden uns von Bushbaby und lassen es absolut glücklich bei Duncan zurück. Drei Nächte in Kapstadt reicht für uns Naturliebhaber, doch wir geniessen es mehr als erwartet. Die Unterkunft »House on the Hill» liegt perfekt, so dass alles wichtige in sicherer Laufnähe erreicht werden kann. Mit dem Hop on hop off-Bus erkunden wir die Stadt, die Buchten, den Hafen und erfahren auf dem historischen Rundgang viel zur Geschichte. Ausserdem geniessen wir, das vielfältige und wunderbare Essen, das auf den Tisch kommt. Dennoch ist das Heimkehren diesmal kein Rückflug in den normalen Alltag, sondern ein Abstecher in eine spannende Zeit.



Heimat und Abschied

In den drei Wochen, die wir zuhause verbringen, wird uns nicht langweilig. Bereits am ersten Abend findet die GV des Polizeihundevereins Zug statt, wo Manfred als aktiver Hundeführer verabschiedet wird und so ähnlich geht es weiter, hier und dort wird gewürdigt, zurückgeschaut und Glück gewünscht. Und schliesslich Waffe, Ausweis und alles Material abgegeben. In dieser Zeit beende ich die eine und andere Übersetzung und erhalte die Nachricht, dass das erste Buch meines Lieblingsautors, Tony Park, "Geister der Vergangenheit", das ich (in Freiwilligenarbeit) übersetzen durfte, online erhältlich ist. Wir beide sind einfach zufrieden damit, dass wir einen Lebensabschnitt, die Berufstätigkeit, definitiv und mit Stolz abschliessen dürfen und uns den Traum von der grossen Freiheit und dem Weltenbummeln erfüllen dürfen. Dazwischen geniessen wir das Zusammensein mit Freunden und Familie.




Wir feiern das Leben

So viele liebe Leute folgen unserer Einladung nach Rotkreuz! Familie, Freunde und Begleitende auf irgendeinem kurzen oder langen Abschnitt unseres Lebens. Wir sitzen zusammen, geniessen die Pizza vom Lastwagen und den Meterkuchen, vor allem aber das Plaudern und Zusammensein. Nun gilt es ernst und bald fliegen wir das erste Mal ohne Datum der Rückreise nach Afrika. Ohne Plan aber bestimmt nicht planlos.




Wir werden das Lachen, die Umarmungen, die guten Gespräche und das miteinander Essen und Geniessen vermissen - bis wir immer wieder mal hier sein werden, denn Daheim ist Daheim...


Hier findest du jeweils das Neueste von uns:

  • Unser aktuelles Reisetagebuch mit Fotos und Route hier

  • Manfreds Projekt 365 afrikanische Vögel in 365 Tagen hier

  • Manfreds Fotoseite

  • Deutsche Bücher von Tony Park hier (von jedem verkauften Buch geht ein Beitrag an WildlifeACT)

  • Fotos fast täglich auf unserem Whatsapp-Status







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