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Der Ruf der Kalahari

  • Autorenbild: Maya von Dach
    Maya von Dach
  • 1. Juli
  • 7 Min. Lesezeit

Wir haben zwischen Gästen einen Monat Zeit für eine Reise, denn nach so langer Zeit in Bushbabys Nest fehlt uns das Herumzigeunern. Manfred stellt fest, dass er Lust hätte, zurück in die immer anziehende Kgalagadi zu fahren. Zuerst ist eine Fahrt nach Johannesburg geplant, denn Bushbabys Heizung muss repariert werden. Angedacht war, noch einmal die Winterwärme Mosambiks zu geniessen, doch wie immer kommt alles anders ….


Feste feiern ...

Den letzten Abend in Bushbabys Nest geniessen wir bei Christine und Paul, unseren südafrikanischen Schweizer Nachbarn im Sabiepark. Wir werden weder vergessen, dass wir den mitgebrachten Sekt und Wein allein trinken mussten, noch die herrliche Rösti mit riesigen Büffelfilets und am aller wenigsten den Schnaps und das gemeinsame Tanzen – alles dreht sich, oder so.

Am selben Abend erfüllt sich Manfreds Wunsch, denn über eine Facebook-Gruppe können wir sieben Nächte im botswanischen Teil des grenzüberschreitenden Kgalalgadi Nationalparks von jemandem abkaufen, eine pfannenfertige Reise im perfekten Zeitraum.



Eine deutsche Heizung in Südafrika

Unsere Standheizung tut keinen Wank, doch wenn wir mit Gästen noch einmal im Hochwinter in Simbabwe unterwegs sind, wäre es doch toll, wenn sie unser Bushbaby wärmen könnte. So fahren wir, angeregt von Claudia und Willem, die einen ‘Bruder’ von Bushbaby besitzen und ihre Heizung auch schon bei Martin, dem einzigen Webasto-Mechaniker in Südafrika kontrollieren liessen, dorthin. Nach einigem Fluchen unter dem Fahrzeug findet er die Leitung vom Tank zur Heizung und schafft es, die Benzinversorgung wieder herzustellen. Eine eisige Kaltfront erreicht weite Teile Südfafrikas, unsere Wärme kommt zur rechten Zeit, in Johannesburg im Hochland ist es sehr kalt und wir freuen uns auf die Weiterfahrt.



Dinokeng, Borakalalo und Pilanesberg

Langsam tuckern wir westwärts, geniessen kalte Nächte im Dinokeng, wo wir uns an Nashörnern mit Hörnern erfreuen, dann die gemütliche Fahrt am erinnerungsträchtigen Zaagkuilsdrift vorbei nach Barakalalo. Dies war lange mein Lieblingspark, bis wir vor Jahren erfuhren, dass dort über Neujahr Überfälle stattfanden. Wir mussten uns ein Bild des aktuellen Zustands machen und übernachteten auf dem komplett heruntergekommenen Campingplatz – allein auf weiter Flur. Ganz entspannt haben wir nicht geschlafen, ein Ohr war immer bei den Umgebungsgeräuschen, aber nichts ist passiert. Auch im wunderschönen Pilanesberg sind die Strassen und der Campingplatz in desolatem Zustand, es ist unglaublich schade. Wir sind unterdessen zu Eskimos mutiert, aber es kommt noch schlimmer.



In Botswanas Kalahari

Den kältesten Tag (der ersten Kaltfront) – in weiten Teilen Südafrikas schneit es – verbringen wir auf der Fahrt im warmen Auto. Immer weiter westwärts, dann an die nördliche Grenze Südafrikas, wo wir auf einer Farm mit einem hübschen, ruhigen Platz übernachten. Sowohl die Vegetation wie auch die Tierwelt sind hier komplett anders. Umgeben von Kühen werden Alpgefühle geweckt, allerdings sind wir in der grasbewachsenen Wüste. Am nächsten Morgen passieren wir die ruhige kleine Grenze bei McCarthys Rest, kaufen in der nahen Stadt Tshabong für die nächsten Tage ein und checken im Camelpark ein. Das Bild wiederholt sich: was vor einiger Zeit noch schön und neu war, sieht jetzt eher traurig aus. Doch wir schlafen gut und machen uns am nächsten Tag zeitig wieder auf die Fahrt.



Mabuasehube-Teil des Kgalagadi Nationalparks

Die lange Hartsandpiste in Richtung Mabuasehube – wir haben schlechte Erinnerungen vom letzten Mal - fährt sich leicht und auch der Tiefsand bietet diesmal kein Problem. Wir erreichen das Mabuasehube Gate vor dem Mittag und haben keine Schwierigkeiten mit dem Eintritt, obwohl wir keine Originalbuchung vorweisen können, sondern nur Fotos und Emails haben. Eine Woche ist für uns vorgesehen, zusammen mit einem anderen Paar aus Südafrika, die letzten Nächte werden wir dann zu sechst auf einem Platz sein. Allerdings kann man die Freiheit in diesem Teil des Parks ausleben – es hat einige Campingplätze und was gegen Abend noch nicht besetzt ist, kann erobert werden. Wir verbringen unsere Nächte in Mabuasehube Pan und Mpayathutlwa Lefika, dann beschliessen wir, hinüber in den Hauptteil des Parks zu fahren, weil wir kaum Tiere sehen und von den Katzen nicht einmal einen Mucks hören. Die grossartige Landschaft mit den Salzpfannen, die allerdings im Moment alle leer sind und mit künstlich angelegten Wasserlöchern -von denen eines sogar geflickt wurde – saugen wir genauso auf wie die Stille, Weite und Leere.



Bushbaby rebelliert

Vielleicht sind es die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, von Gefrierpunkt bis um die dreissig Grad, möglicherweise mag Bushbaby die ruppigen Strassen nicht, jedenfalls protestiert es zuerst mit einem Warnlicht, dann mit Hämmern und Stampfen auf der langen und hässlichen Wellblech- und Tiefsandpiste über 160 km quer durch den Park. Ohne Kommunikation und weit von jeglicher Zivilisation entfernt, wäre es der schlechteste Ort für eine Panne. Wir übernachten im Matopi Camp, in der Mitte der Transitstrecke des 38'000 Quadratkilometer umfassenden Parks. Wären nicht die Sorgen um die komischen Geräusche, wäre die Überfahrt ein Traum. Die Landschaft ist wunderschön: Gras- und baumbewachsene Dünen in gelben und grünen Pastellfarben vor knallblauem Himmel. Tiere sehen wir allerdings kaum, ausser ab und zu eine Antilope, folgen aber kilometerweit Löwenspuren. Die Strasse gehört hier nicht den Menschen, sondern ist auch eine Hauptverkehrsachse der Tiere, die es schätzen, nicht durch Dornengestrüpp und über spitze Steine wandern zu müssen.



In den Flussbetten von Nossob und Auob

Interessanterweise scheint Bushbaby froh, Nossob zu erreichen, die Klopfgeräusche werden weniger und wir entspannen uns etwas. Das Warnlicht hat schon kurz nach unserem Entschluss, auf die andere Seite zu fahren, wunderbarerweise ausgelöscht. Wir haben keine Buchungen für diesen Teil des Parks, beschliessen aber, es in Polentswa zu versuchen, einem der wildesten, schönsten Plätze und immerhin noch auf Botswanagebiet, wo wir unsere Nächte auch bezahlt haben. Interessanterweise bleiben an zwei Abenden jeweils zwei Plätze frei, so dass wir uns glücklich dort einreihen können. Die Temperaturen sind etwas gestiegen und wir können es geniessen, noch etwas draussen zu sitzen und die Sterne zu betrachten – wenn auch nicht lange. Am zweiten Tag sehen wir auch unsere ersten Löwinnen und während der Nacht schlafen wir nicht gar so gut, denn es ist laut: Ein ganzes Rudel von Löwen scheint sich im Nossobtal versammelt zu haben, sie rufen sich immer wieder zu, von nah und fern ertönt Gebrüll. Es ist genau das, was die Kgalagadi ausmacht, sie ist unberechenbar und wild.



Katzen, Mäuse und Vögel

Das Herz des Vogelfotografen schlägt hier höher, denn es wimmelt von kleinen Vögeln und ihren Jägern. Immer wieder sitzen wir an Wasserlöchern und dabei gelingen Manfred unglaubliche Fotos von der Jagd der Falken auf Tauben und Flughühner. Planen lässt sich die Attraktion nicht: wir sitzen stundenweise vergeblich dort, zwar wäre die Beute zu Hunderten vorhanden, aber die Jäger kommen nicht. Ein anderer Höhepunkt ist die Wildkatze, die uns ihre Beute, eine der zahllosen Mäuse, die überall herumflitzen, präsentiert. Ausserdem besuchen uns immer wieder Eulen und rufen durch die Erdbeermond- und Milchstrassen-Nächte. Auch verschiedene Schlangen lassen sich auf der Strasse finden, was hingegen gänzlich fehlt sind die Barking Geckos, die bellenden kleinen Echsen im Wüstensand, die mit ihrem Gesang die Sommernächte einleiten – im Winter scheinen sie sich zurückzuhalten.



Neue Freunde

Unsere erste ‘legale’ Nacht am richtigen Ort verbringen wir in Rooiputs, auf der Botswana Seite des Nossob. Hier treffen wir auf zwei andere Paare, die über denselben Facebook-Verkauf zwei Nächte hier gebucht haben. Eins der Paare sind Alet und Jean-Pierre vom Kap und wir verbringen einen gemütlichen Abend bei einem Glas Wein zusammen. Da wir nur noch eine zusätzliche Nacht buchen konnten – die Kgalagadi ist notorisch ausgebucht – laden sie uns auf ihren Platz in Nossob ein. Wir sind glücklich, denn dieser Nationalpark gefällt uns einfach super und so hat sich die weite Fahrt sogar ohne viele Katzensichtungen gelohnt, . Die Nacht in Mata-Mata an der namibischen Grenze ist eisig, am Morgen zeigt das Thermometer in der Fahrerkabine -6.8 Grad, was sich mit der Sonne langsam, aber stetig auf knappe zwanzig Grad erhöht. Nun fahren wir zu Alet und Jean-Pierre nach Nossob. Da es leere Plätze gibt, stellen wir uns auf einen solchen, doch wir essen jeden Abend gemeinsam, meistens bei ihnen, manchmal bei uns und werden innert dieser kurzen Zeit von Fremden zu Freunden, die nicht nur das erstklassige Essen, sondern auch gute Gespräche und viel Fröhlichkeit zusammen geniessen. Unsere bescheidenen Campingtage werden zu richtigen Luxusferien mit bestem traditionellem Essen und Fleisch direkt von der Farm – auch unserer Rösti mit Hacktätschli vom Grill werden sehr geschätzt. Wir wussten nicht, dass man im Potje (Topf) auf dem Feuer Lasagne kochen kann, haben es aber gern gelernt. Ausserdem ist es ein wenig wärmer geworden und wir können das Draussensitzen geniessen.

 


Die endgültige Vertreibung der Poltergeister

Alles Schöne hat ein Ende und wir machen uns auf die Rückfahrt, zurück in die Zivilisation und quer durch das Land. Der nächste Kälteeinbruch wartet und in Johannesburg, das auf 1600 m liegt, misst das Thermometer noch einmal Temperaturen um die Nullgradgrenze. Wir bringen Bushbaby zu Pedders, wo die Federung überprüft und tatsächlich ein zerbrochenes Gummistück gefunden und ersetzt wird. Nun ist Bushbaby wieder wie neu und anders zu fahren. Für die nächste wilde Reise sicher ein Vorteil, wir sind froh. Auf der Fahrt ins Lowveld, das Tiefland, in Richtung Bushbabys Nest wird es immer wärmer und wir langen glücklich zuhause an. Eine Woche reicht wohl kaum, um alles zu erledigen, was wir auf dem Plan haben, doch wir versuchen es. Der Winter hat Einzug gehalten, nachts ist es kühl, tagsüber sommerlich warm, die Bäume haben fas alle Blätter verloren, es ist trocken und der Himmel fast immer blau. Im Garten blühen Impalalilien und Aloen, wenn auch noch nicht die Grossen. Vor einem Jahr hat die Geschichte mit Bushbabys Nest begonnen – weit sind wir seither gekommen und haben die Entscheidung noch keinen Tag bereut. Schon so viele wunderbare Moment haben wir in unserem Ferienhaus erlebt und die Vorfreude auf Kommendes steigt mit jedem Tag.


Persönliches Tagebuch zur Reise: www.polarsteps.com/My Bushbaby
Persönliches Tagebuch zur Reise: www.polarsteps.com/My Bushbaby



Bücherbestellung: Bald, Ende Juli, wird Tony Parks neuer ultraspannender Roman "Das Schwert" gleichzeitig in der Originalsprache Englisch (Die by the sword) und Deutsch publiziert. Als e-book kann es hier bereits vorbestellt werden, Informationen zu allen englischen und deutschen von mir übersetzten Büchern sowie über den Autor Tony Park findet man hier.

Ansonsten bei mail.bushbaby@gmail.com melden.



 

 

 
 
 

1 Comment


sandra.bucher
Jul 01

Einfach herrlich. Ihr habt mich wieder Mal mit auf die Reise genommen. Toll, danke vielmals.

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