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Simbabwes östliches Hochland, Gonarezhou und Krüger entdecken

  • Autorenbild: Maya von Dach
    Maya von Dach
  • 15. Aug.
  • 8 Min. Lesezeit
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Mit Lolo und Erik haben wir vor zehn Jahren – damals noch mit Mietautos mit Dachzelten - einen Teil des südlichen Afrikas (Simbabwes Westen, Botswana, Südafrika) abenteuerlich entdeckt. Die jetzige Reise führt uns mit unseren beiden Fahrzeugen (Bushbaby und Lessy) durch Simbabwes Süden und dessen östliches Hochland. Wanderungen, Vogelbeobachtung, Fotografie und natürlich Safaris sowohl im Gonarezhou wie auch im Krüger Nationalpark bilden die Schwerpunkte, daneben leben wir kulinarisch wie Könige.

 


Nach drei Tagen in Bushbabys Nest sind Bushbaby und Lessy gepackt und für jegliche Abenteuer gerüstet. Im Gepäck viele Winterkleider, warme Duvets und Bettflaschen, denn der Winter ist kalt und wir fahren in die Berge. Der Start nach dem Grosseinkauf verläuft harzig: Bushbabys Batterie will nicht mehr und stehen zu bleiben können wir uns auf dieser Reise nicht leisten. So wird die Batterie auf der Fahrt zur Panoramastrasse in Hazyview ersetzt. Natürlich gehören God’s Windows und Wanderungen in Blyde River Canyon, wo wir zwei Nächte verbringen, dazu. Ausserdem besuchen wir das ‘Museum of man’ mit Relikten der Buschmänner und früher Siedler, wo in einer Schutzhöhle immer noch aktive Archäologie betrieben wird. Dann führt uns der Weg über mehrere kurvige Bergpässe in Richtung Grenze nach Simbabwe bei Beitbridge. Da wir noch keine elektronischen Visa und Importbewilligungen für die Fahrzeuge haben, benötigen wir am modernen, aber verwirrenden simbabwischen Grenzposten drei Stunden, viele Nerven und einige US-Dollar, die meistgenutzte Währung in Simbabwe. Dieses spannende, landschaftlich wunderschöne und vielfältige Land begrüsst uns sonst mit allem, was wir uns wünschen – die hässliche, mit Schlaglöchern gespickte Strasse nach Masvingo verdrängen wir schnell.



Zaunlos und beeindruckend

Beeindruckende Ruinen finden wir in Great Zimbabwe, der sagenumwobenen Grossstadt einstiger Bewohner. Riesige Bauwerke aus kunstvoll aufgeschichteten Natursteinen haben Jahrhunderte überdauert. Über die Erbauer scheint nicht sehr viel bekannt zu sein, es ist ein verschwundenes, rätselhaftes Königreich und eine reiche Handelsstadt. Man weiss nicht einmal genau, wie viele Einwohner sie hatte. Die Ruinen der Bauwerke stehen imposant aber auch etwas verloren in den Hügeln in der Nähe eines schönen Sees und Informationen kriegt man nur spärlich. Simbabwes Campingplätze sind nicht eingezäunt, was uns sehr gefällt. Allerdings warten sowohl in den Bvumba Hills, den ‘Nebelbergen’, wie auch in Chimanimani Häuschen auf uns. Die Landschaft in den Bergen ist wunderschön und wir erkunden sie auf Vogelexkursionen und bei Spaziergängen, unter anderem mit den Hunden der Besitzerinnen von ‘Frog and Fern’. Buluvezi in Seldomseen gibt alles, um uns die raren Vögel zu zeigen. Von unseren Vermietern erfahren wir auch einiges über unser Gastland, seine Kolonialisierung und die Unabhängigkeitskriege mit ihren Folgen. Vorstellen, was hier alles ablief, können wir uns dennoch nicht, genauso wenig wie wir eine Idee haben, wie das Land der Korruption, die insbesondere die Regierung im Griff zu haben scheint, entkommen könnte.



Nord-Gonarezhou (Chipinda Pools, Bopomela, Fishans, Chinguli, Hlaro, Chivilila, Chipinda Pools)

Der Nationalpark im Süden Simbabwes ist vor allem für seine wunderschöne Landschaft mit den hier zusammenfliessenden Flüssen Runde und Save und die über ihnen thronenden senkrechten roten Felsen bekannt. Der Name bedeutet ‘Platz der Elefanten’ und diese beherrschen den Park. Friedlich zupfen sie während des Abendessens und in der Nacht neben unserem Tisch und den Fahrzeugen knackend Äste und Blätter von den Bäumen und Büschen, wir gewöhnen und freuen uns daran. Vor allem tauchen wir in die Stille ein, die hier herrscht, wir sind allein auf unseren Campingplätzen und obwohl der Park jetzt, in der Hochsaison, ausgebucht ist, fahren wir tagelang, ohne einem anderen Fahrzeug zu begegnen. Das Restwasser im Fluss und die Feuchtgebiete ziehen Vögel und Säugetiere an und auf den Pirschfahrten und sogar von unseren Campingplätzen aus können wir Elefanten, vielerlei Antilopen, Büffel, Wildhunde und Katzen, beobachten, die zum Trinken kommen oder durch die Wildnis wandeln. Nein, hier zu leben und Wildtiere zu beobachten langweilt uns nie.



Einfaches Luxusleben

Das einfache Buschleben – die Campingplätze verfügen, wenn überhaupt, einzig über eine Grillstelle und ein Plumpsklo - gefällt uns ausgezeichnet. Allerdings müssen wir uns wieder einmal über Wasser-, Nahrungsmittel-, Energie- und Benzinkonsum Gedanken machen, denn wir bleiben zehn Tage im Park und hier kann man ausser Brennholz nichts kaufen. Bushbabys Kühlschrank ist einseitig als Gefriertruhe, in der Fleisch wartet genutzt und für eine Dusche benötigen wir eine Colaflasche warmen Wassers. Da der Himmel etwas bewölkt ist und auch das heisse Wasser von Bushbabys Boiler über Solarstrom generiert wird, müssen wir mehr fahren als gewollt.

 


Von Dieben und Vandalen

Gewisse Dinge lernen wir scheinbar nie und werden immer schnellstens bestraft. Eigentlich wissen wir, dass Bushbabys gern Fleisch mögen. Dies seit dem Moment, in welchem eines der grösseren bei unserem Ferienhaus den Knochen des Eisbeins, das für die Hyäne gedacht war, abzügeln wollte. Dabei brach es sich allerdings fast das Genick, weil das Stück seiner Begierde so gross und schwer war, dass das Bushbaby damit nicht auf den Stein springen konnte. Nichtsdestotrotz liegt diesmal ein herrliches Stück Rindsfilet, von dem wir unseren Gästen gern einen zweiten Gang servieren würden, so anmächelig in der Nähe der Bananen, dass es plötzlich verschwunden ist. Bushbaby frisst genüsslich auf dem Baum und wir schauen in die Röhre. Mit den Rusks, den Trockenbiskuits, und den Pavianen geht’s uns kein bisschen besser - unser Wachposten ist in die Computerarbeit vertieft und im Nu ist alles weg. Beim dritten Mal trifft es Manfreds Feuerstab, ein Gasbrenner, der hilft, auch das härteste Holz in Flammen zu versetzen. In der Nacht, nach einem Glas Wein oder so bleibt das Instrument draussen liegen, obwohl wir es doch genau wissen … und am Morgen liegt der Gasschlauch fein säuberlich in Teile zertrennt da. Wir meinen immer, wir sind langsam etwas busch-weise .. aber, naja, das kann noch etwas dauern. Aber sonst hätten wir ja keine Geschichten zu erzählen.

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Die Fahrzeuge leiden

Gonarezhou ist ein wilder Park mit ausschliesslich rauen ungeteerten Pisten und Strassen. Wellblech, Kies, Tiefsand, Flussdurchquerungen immer spannend und abenteuerlich, aber nicht immer mit Fahrfreude verbunden. Zum Glück hat Lessy neue Federn erhalten und liegt etwas höher, Bushbaby mit seinem Gewicht dagegen ächzt immer wieder und wir befürchten, der altbekannte Polstergeist verstecke sich trotz reparierter Federn immer noch. Dann entdecken wir, dass im Laufe des Gerüttels der Innenteil der Radverkleidung in der Motorhaube auseinandergerissen ist. Die Batterie tanzt Salsa! Mit Spannsets fixieren wir sie provisorisch an ihrem Platz und vermeiden die ärgsten Strassen. Auf einer weiteren Fahrt von einem Campingplatz zum nächsten treffen wir Alex, den Tourismusverantwortlichen, ein zweites Mal. Er rät uns, in die Werkstatt zu fahren, wo der Unterhalt und die Reparaturen aller Land Cruiser des Parks vorgenommen werden. Nach gut zwei Stunden fahren wir mit geschweisstem Radbogen, einer neuen Tragevorrichtung für die Batterie und neuen Halterungen glücklich von dannen. Kostenpunkt: 44 USD für die Arbeit von drei bis vier Männern!


 

Zurück in den Süden

Nach neun Abenden am Lagerfeuer und Nächten in der Wildnis, mit Elefanten im Camp und Spuren von Hyänen und Löwen, die sich zwischen den Autos durchziehen, verlassen wir diesen wunderschönen Park mit der imposanten Fluss- und Felsenlandschaft. Wir hätten gut und gern noch etwas bleiben können, aber langsam werden Wasser und Essen knapp und auch das Benzin bzw. der Diesel aus den Zusatzkanistern findet den Weg in den Tank. Über das aufstrebende hübsche Städtchen Chiredzi, durch die spannende Hügellandschaft mit lebendigen Dörfern entlang der Strasse, über alle Umleitungen der Nationalstrasse, die saniert wird, holpernd, brausen wir zurück in den Süden und übernachten auf einem Platz am Runde. Das Motel ‘Lion and Elephant’ hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen und die Kommunikation mit dem Kellner hätte besser sein können, aber schlussendlich essen wir am wärmenden Feuer ein ansprechendes Nachtessen. Der Grenzübertritt in Beitbridge am nächsten Tag verläuft schnell und ist amüsant. Die Beamtin, die das Carnet de Passage fürs Auto ausfüllen muss, zückt den Stempel aus der Handtasche. Ihre Kollegin drückt uns den Ausreisestempel wortlos in den Pass, denn ihr Mund ist von einem massiven Schleckstängel blockiert. Auf der südafrikanischen Seite ist das ganze Passbüro sehr bewegt, denn scheinbar ist Frühstückszeit und die Leute haben alle Hände voll zu tun: Kaffeetassen füllen, Brötchen essen ... Immerhin erleben wir diesmal keinen Schichtwechsel und entsprechendes Zusammenpacken und Davonlaufen mitten in der Arbeit an unseren Papieren wie bei der Einreise – ‘my shift is over’ wurde seither zum geflügelten Wort bei uns.



Im Krügerpark und in Bushbabys Nest

Wir fahren gern zurück nach Hause. Lolo und Erik campen noch eine Nacht im Krüger – es ist wohl der letzte erhältliche Zeltplatz im ganzen Nationalpark - in Maroela, einem unserer Lieblingsorte. Dann wird aufgeräumt, gewaschen, Fahrzeuge geputzt und neu gepackt, denn in Berg-en-Dal, einem Camp im Süden des Parks gehen wir auf eine dreitägige Wandersafari. Wir treffen uns am frühen Nachmittag im Camp, ausgerüstet mit warmen Kleidern und Zusatzdecken, Bier und Wein. Musi, der dunkelhäutige Führer platziert eine gemischte Gruppe aus sieben Personen unterschiedlichster Herkunft und verschiedenen Alters – von 25 bis über 70 jährig – auf dem Safarifahrzeug. Das Gepäck wird im Anhänger verstaut und schon fahren wir in den fast strassenlosen Teil im Westen, ins urchige Wolhuter Camp. Winzige Häuschen mit zwei Einzelbetten, zwei Dusch- und zwei WC-Häuschen erwarten uns, der Zaun ums Camp ist eher symbolisch. Draussen Wildnis und ein Wasserloch, das 'Safari-TV' bietet. Wir werden bekocht, gehen bei Sonnenaufgang auf die Wanderung ohne jegliche Wanderwege, dafür auf den Trampelpfaden der Tiere und ihren Wildwechseln. Dank der Sichtung eines Leoparden auf der Hinfahrt zum Camp entdecken wir in den drei Tagen die Big 5 in ihrem Lebensraum. Wir spüren sie dank Steve und Musi, die uns bewaffnet sichern und die Spuren von Löwen, Hyänen und Nashörnern verfolgen, bis wir diese entdecken, auf. Am Abend fahren wir zu den schönsten Plätzen – einmal am See, am nächsten Abend in die Hügel zu den historischen Buschmannsmalereien – und geniessen dort den Sonnenuntergang mit einem Drink. Diese drei Tage sind tatsächlich auch für uns ein neues und grossartiges Erlebnis.



Pleiten, Pech und Pannen

An einem Abend geniessen wir eine wunderschöne Sichtung eines Leoparden mit einer Beute im Baum. Am Morgen beschliessen Lolo und Erik, noch einmal dort vorbei zu fahren und entdecken die Raubkatze wieder. Beim langen Stehen entlädt sich die Batterie auf magische Weise und als die Beute runterfällt, der Hyäne vor die Nase, geht nichts mehr. Wir fahren mit dem Schnellstartgerät hin und rufen ausserdem einen Sicherheitsmenschen des Parks, da wir weder ein schlechtes Beispiel abgeben wollen, noch wissen, was für gefährliches Tier sich noch im Busch versteckt. Das Überbrücken ist eine kurze Sache – und niemand wirft auch nur einen Blick in die Büsche…

Bei der Heimfahrt von der Wanderung der nächste Schreck. Im kühlen, regnerischen Wetter funktioniert auf einmal Manfreds elektrisches Fenster nicht mehr, es bleibt offen und rattert nur noch. Kurzentschlossen fahren wir nach Hazyview zu Toyota, doch dort hat man keine Zeit. Bei GlasFit werden wir dagegen mit offenen Armen empfangen und innert einer Stunde ist das Fenster, bei dessen Motor sich die Schrauben gelöst hatten, vom Chef und seinen Mitarbeitern geflickt. Die Kosten wurden schon vor Beginn er Arbeit kommuniziert: weniger als zwanzig Franken. Ein Trinkgeld will die Chefin auf keinen Fall annehmen.



Ausklang und Kinderlachen im Nest

Die letzten Tage dieser fünf Wochen bleiben wir im Sabiepark und fahren auf Pirschfahrten in den Krüger. Die Autos werden wiederhergestellt, die Abende am Feuer zelebriert, in Skukuza Château Briand gegessen, jeder Moment genossen. Die Zeit war abwechslungsreich und ist verflogen. Bald werden nur noch Erinnerungen und hunderte von Fotos von den grossartigen Erlebnissen erzählen.

Auch meine Nichte/mein 'Gottenkind' Michèle und ihre Familie beschliessen ihre dreiwöchige Reise durch Kwa Zulu Natal und den Krügerpark hier bei uns. Es ist schön, hier ein beschauliches Daheim mit tollen Möglichkeiten im Krüger anbieten zu können und wir geniessen das Zusammensein, miteinander kochen und essen, spielen und Tiere beobachten nach dem fliegenden Gästewechsel – Lolo und Erik fliegen ab, kurz danach erreichen uns die Haslers mit ihrem Mietauto – sehr.



Eine geklaute Stunde und ein Schreck

An einem Morgen stehe ich in der Küche - und stelle Mischi die selbe Frage dreimal, weiss nicht, wovon Manfred spricht, als er vom Vogel im Garten erzählt, auf den ich in hingewiesen habe, frage ihn, was das T-Shirt im Lavabo macht, das ich dort eingeweicht habe und kenne unsere Pläne für die nächste Woche nicht mehr. Immerhin Flüge nach KwaZulu Natal für mich und in die Schweiz für Manfred. Wenig später sitzen wir im Auto und fahren nach Hazyview zur Ärztin, obwohl ich mich prima fühle und gar nicht verstehe, was die Aufregung soll. Allerdings kann ich mich danach an nichts von den Fragen erinnern. Filmriss, Balck-out, eine geklaute Stunde. Bei der Ärztin bin ich wieder bei Verstand und verstehe langsam, was passiert ist. Meine Schwester erlitt dasselbe vor einigen Monaten, bei ihr steckte nichts Schlimmeres dahinter und so bin ich optimistisch, dass auch bei mir Aspirin hilft. Die Labortests sind jedenfalls alle gut. Erschreckt habe ich meine Lieben trotzdem und auch für mich gibt es einiges zu verdauen ...


Filmriss (Kunstfotografie Manfred: Bäume im See, Krüger Nationalpark 2025)
Filmriss (Kunstfotografie Manfred: Bäume im See, Krüger Nationalpark 2025)

 
 
 

3 Kommentare


lolok
17. Aug.

Danke für den spannenden Bericht. Ich lese ihn immer wieder gerne und schwelge dabei in den wunderbaren Erinnerungen, die wir auf unserer gemeinsamen Reise erlebt haben. Danke M&M für eure Grosszügigkeit, eure Erfahrung und eure Begleitung ins faszinierende Afrika, an all die tollen und unterschiedlichen Orte, die wir mit euch besuchen durften. Danke Danke Danke.

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sandra.bucher
16. Aug.

Wow, das ist wieder ein imposanter Reisebericht. Man ist mit dabei und kann fast fühlen was da abgeht. Danke für die tollen Berichte und die super Fotos dazu.

Maja pass bitte auf Dich auf.

Herzliche Grüsse Sandra und Markus

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Armin Naegelin & Veronika Besmer
15. Aug.

Danke für den Bericht und die faszinierende Fotos. Liebe Grüsse aus der Schweiz 🇨🇭

Armin&Vroni

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