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  • AutorenbildMaya von Dach

Die Wüste lebt




Nach den wunderschönen drei Wochen der geführten Reise mit Bea und Joe im tropischen, exotischen und sehr dichten Uganda, sind wir voller Begeisterung wieder zurück in «unserem» Südafrika unterwegs. Nach der Ankunft in Johannesburg erledigen wir Notwendiges im Schnellzugstempo: wir holen Bushbaby bei Bushlore, wo Lars es repariert und den 40'000 er Service gemacht hat, ab und freuen uns sehr, dass es sich wie neu anfühlt und auch so aussieht. Gleichzeitig buchen wir dort ein Mietauto für Mai, wenn wir mit Gert eine Rundreise zu dritt unternehmen, holen Manfreds neue Brille ab, ergänzen unsere Ausrüstung und besorgen natürlich Lebensmittel. Nach einer Nacht in unserem Stammzeltplatz, dem Country Park, fahren wir zu Steve und packen Bushbaby wieder für die nächste Tour.



Wieder in der Weite

Unsere Fahrt führt uns in westlicher Richtung und uns fällt zuerst die Weite und Leere auf, durch die wir hunderte von Kilometern bis ins Barberspan Bird Sanctuary fahren. Diesen Ort, lieben wir, obwohl der Campingplatz nur aus einer Wiese besteht und wir anstelle der verfallenen Sanitäranlagen ein WC und eine Badewanne in einem Häuschen benützen dürfen – wir bevorzugen einmal mehr unsere Aussendusche. Die salzige Pfanne ist gut gefüllt und wir verarbeiten neben ihr die Erlebnisse von Uganda und gehen auf Pirschfahrten, wobei wir neben vielem anderem auch Herden der seltenen Weissschwanzgnus sehen. Vor allem geniessen wir es wieder, zu zweit in unserem Rhythmus unterwegs zu sein – und weniger zu essen und zu trinken 😉



Ab in die Wüste

Unser Ziel ist der Kgalagadi Nationapark, ein Wüstengebiet, das zur Kalahari gehört. Von schönen Erinnerungen getrieben, wählen wir die Route über Kuruman und Vanzylsrus, die uns aber sehr enttäuscht. Bis Kuruman, wo wir uns noch einmal mit allem notwendigen (Geld, Benzin, Gas, Wasser) eindecken, ist alles bestens, auch die Strasse von dort in den Norden ist dank der riesigen Minen gut ausgebaut. Dann wird die Strasse jedoch schlecht und noch schlechter. Von der sengenden Sonne steinhart gebackene Wellblech-Lehmpisten fordern Bushbaby und uns für eine gefühlte Ewigkeit gnadenlos heraus. Bei einer Übernachtung auf dem Camp von Leeuwdril finden wir im Motorraum eine durchgescheuerte Schraube, sowie eine brechende Metallplatte, die den Kompressor gerade noch zu halten vermag. Wir befestigen alles mit Draht und kontrollieren jegliche Schrauben und ziehen nach, was locker ist. Wir schwören uns, diese nun nach jeder Holperfahrt zu überprüfen. Schliesslich erreichen wir den Kgalagadi Nationalpark, einen unserer Lieblingsparks, der uns mit seiner Grösse, Leere, Wildheit und der Katzendichte ans Herz gewachsen ist. Wir freuen uns, hier so viel Zeit verbringen zu können, wie wir Lust haben.



Begegnungen auf der südafrikanischen Seite

Die 3,8 Mio. Hektaren (praktisch gleichgross wie die Schweiz!) umfassende Kgalagadi (sprich Kchalachadi), ganz an der namibischen Grenze, heisst offiziell ‘Kgalagadi Transfrontier Nationalpark’ und fasst grenzübergreifend die früheren ‘Gemsbokparks’ von Südafrika und Botswana unter einem gemeinsamen Management zusammen. Die südafrikanische Seite ist von den beiden trockenen Flussbetten von Auob und Nossob geprägt, denen entlang auch die Kies-Hauptstrassen führen. Hier ist es vom Grundwasser her, und weil während des ersten Weltkriegs aus strategischen Gründen einige Wasserlöcher gebohrt wurden, am grünsten. Diese bildeten die Grundlage für die Existenz eines ansehnlichen Tierbestandes, was schliesslich bereits 1932 zur Gründung des Nationalparks führte. Selbst während der Regenzeit herrscht hier grosse Hitze und Trockenheit, weshalb in der Nähe des Wassers viele Antilopen, Kleintiere wie Erdmännchen und -hörnchen, Raubvögel, Schlangen und Echsen und ausserdem Raubkatzen leben. Es ist also kein Big Five Park, es gibt weder Elefanten noch Nashörner oder Büffel und ebenso wenig Zebras. Die ansässigen Tiere sind sich die Autos der Touristen und das Klicken der Kameras gewöhnt und sind frühmorgens und teilweise gegen Abend an den Wasserlöchern zu finden. Insbesondere Raubkatzen bewegen sich gern auf den Strassen, die für sie begehrte, dornenfreie Wege und Liegeplätze bilden.



Hitze und Herzenswärme

Das Thermometer klettert vielfach über vierzig Grad, so dass sich Mensch und Tier früh morgens (im Moment darf man das Camp bei Sonnenaufgang um sechs Uhr bis Sonnenuntergang um 19.30 Uhr verlassen) bewegen, tagsüber aber unter Bäumen Schatten suchen und den fast dauern wehenden Wind geniessen. Schön, dass die Temperaturen nachts meistens auf ein erträgliches Niveau sinken, selten einmal empfinden wir es sogar als kühl. Da das Strassennetz und die Anzahl Camps sehr beschränkt sind, begegnet man und kennt man sich bald, steht man doch miteinander bei den Sichtungen und tauscht sich aus. So treffen wir überall spannende Menschen und hören ihre Geschichten, etwa die Fribourger René und Etelvina mit ihrem Alpaufzugmobil, Michi und Nadine, die Schweizer, die hier einen Teil des Urlaubs verbringen, Ruan und Lissandra, Vogelverrückte und Farmmanager aus Komatipoort beim Krügerpark, Michele und Norbert, aus Köln, die wie wir alles verkauft haben und seit bald zwei Jahren im eigenen Auto unterwegs sind, nun aber zurück müssen, weil Michele wieder zur Arbeit muss. Spannende Informationen erhalten wir auch von Claudia und Martin, die für National Geographic fotografieren und Monate im Park verbringen sowie von Heinz und Nadja, den Zürchern, die drei Monate Pause eingelegt haben und nur schnell Hallo sagen wollen, dann aber einige Stunden bei uns am Tisch sitzen, weil wir alle das Geplauder und Zusammensein geniessen. Aus allen diesen Begegnungen nehmen wir viel mehr als Tipps für tolle Campingplätze mit ...



Eine Landschaft, die ans Herz geht

Die Landschaft hier wird von den beiden Flusstälern sowie den dazwischenliegenden Dünen geprägt. Neben den Tieren – wir entdecken jeden Tag mindestens eine Grosskatze! – ist es einfach die Schönheit der grünen Flächen, des roten, gelben, grauen und beigen Sands und des im Wind wallenden, silbrigen Grases, das mit dunkelgrünen Bäumen durchsetzt ist, das uns so gefällt. Auch wenn wir keine Tiere sichten, ist es immer spannend, abwechslungsreich und gibt etwas zu sehen. Besonders eindrücklich sind hier die Stunden vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang, denn das Farbenspiel ist schlicht atemberaubend, insbesondere wenn kleine, weisse Wölkchen am Himmel hängen oder sich Gewitter- und Regenwolken auftürmen.



Botswanaseite: Einfach, wild und harsch

Am Südtor des Parks gibt es in beiden Ländern einen Zeltplatz. In Südafrika ‘Twee Rivieren’ mit toller Infrastruktur, herrlichem Kaffemilchshake und einem sehr belebten Campingplatz, auf der Seite Botswanas ‘Two Rivers’ mit vier Plätzen, einer kaputten Sanitäranlage und viel Ruhe. Wir geniessen beide Anlagen zu unterschiedlichen Zeiten, wobei wir die Ruhe und Dunkelheit von Two Rivers zum Schlafen bevorzugen. Nach einigen Nächten in den eingezäunten, belebten Camps von Südafrika (Mata-Mata und Nossob), erledigen wir im Hauptquartier Twee Rivieren die Grenzformalitäten für Bushbaby und uns und nehmen die raue Sand und Wellblechpiste nach Osten unter die Räder. Glücklicherweise ist es ein paar Grad kühler und unser Haupttank, der zeitweise gestreikt und uns damit ziemlich beunruhigt hat, funktioniert wieder einwandfrei – jedenfalls morgen, so dass wir nun sagen, wir hätten einen Morgen- und einen Nachmittagstank.



Auf der trotz minimiertem Pneudruck schüttelnden und rüttelnden, schaukelnden und schwankenden Überfahrt über Dünen und durch Senken in die Mabuasehube-Region des Parks, auf der Botswanaseite, verbringen wir eine Nacht in Matopi, beidseits rund hundert Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt.

Im Gebiet von Mabuasehube ist die Gegend flach und von Salzpfannen geprägt, grossen, runden, etwas tiefer gelegenen Flächen mit salzhaltigem Boden, die der Regen zeitweise mit Wasser füllt. Die Camps sind einfach, was bedeutet, dass es gar nichts, ein Plumpsklo oder eine einfache Dusche und einen Wasserhahn hat und vielfach ein offenes Holzdach als Schattenspender. Die Plätze in Botswana sind trotz teilweise stolzer Preise heruntergekommen und selbstverständlich nicht eingezäunt. Das bedeutet, Tiere, insbesondere Katzen, können mitten durchs Camp laufen, und öfter hören wir davon, dass sie sich unter den Schattenhäuschen oder gar unter Fahrzeugen zum Schlafen legen – was wir selbst auf früheren Reisen schon erlebt haben. Das Rudel von über zehn Löwen, das wir beim ersten Lagerplatz aus nächster Nähe beobachten können, weckt in uns zwar keine Angst, aber grossen Respekt, was wohl nicht schaden kann.



Gewitter und Regen

Während die Stimmung bei uns beiden, abgesehen von einigen kleinen Donnerwettern, ziemlich gut und friedlich ist, brauen sich jeweils am Abend oft Blumenkohlwolken zu hohen, aber sehr lokalen Gewittertürmen auf. An vielen Abenden, wenn wir uns früh in unser Dachzelt mit den Panoramafenstern legen, können wir bei uns die Milchstrasse, in der Ferne und Wetterleuchten beobachten.

Manfred wünscht sich immer ein Gewitter, um wieder einmal Blitze fotografieren zu können und dieser Wunsch geht in Lefika, wo wir an der Kante der Pfanne stehen, in Erfüllung. Der Wind rüttelt an Bushbaby und es zieht den Kopf ein, heisst wir schliessen aus Sicherheitsgründen das Dach, doch die Blitze sind nicht so dramatisch, dass Manfred nicht aufs -löwensichere - Dach steigen und von dort auf Blitzjagd gehen kann. Am nächsten Abend wird es noch gigantischer, denn der Platz bietet 360 grad-Sicht und wir sind von Gewitterzellen umzingelt, so dass der Blitzjäger im siebten Himmel schwebt.



Zeit, das Geträumte zu leben

Obwohl für viele die Landschaft wohl öde wirkt und man wohl genug davon bekommen kann, ist es genau diese Landschaft und dieses ruhige, beschauliche Leben, das uns während der letzten Jahre immer vorgeschwebt hat. Nicht nur fahren, sondern auch sitzen und geniessen, die Tiere nicht immer suchen, sondern auch erleben, dass sie uns im Camp besuchen, Stille, Schönheit und Abgeschiedenheit einfach auf sich wirken lassen, ohne schon zum nächsten Ort müssen. Wir haben trotzdem das Gefühl, unsere Tage fliegen dahin. Wir können von der Kgalagadi nicht genug davon kriegen und einzig der Benzintank gibt uns Grenzen vor. Wir führen drei Kanister mit Benzin in der Dachbox mit, doch die tiefsandigen Strassen und das langsame Fahren mit häufigem Schalten – der dritte Gang kommt eher selten in Gebrauch – lassen unsere Treibstoffvorräte schnell schwinden und die Strecken zurück, in die zivilisierte Welt, sind lang und müssen einberechnet werden. Die Wasser- und Nahrungsmittelvorräte würden noch für einige Zeit reichen, haben wir doch einen unserer beiden Kühlschränke in einen Tiefkühler verwandelt und so sogar Fleisch für längere Zeit.



Bye bye Kgalagadi

Nach unserer letzten gebuchten Nacht fahren wir in den Süden, nach Tshabong in Botswana, um unsere Tanks zu füllen. Wir hoffen, am Gate noch einmal ein paar Nächte in der Mpayathutlwa-Pfanne, die uns am besten gefiel, weil es dort Wasser und entsprechend viele Tiere gibt, buchen zu können. Der Beamte winkt ab, dort ist ein anderer Anbieter zuständig und wir müssen uns an diesen wenden. Das ist ohne Netz schwierig, also verschieben wir es auf später, wenn wir auf dem Camping in Tshabong über Internet verfügen. Davor warten rund 100 km auf uns, die wir wieder zurückfahren würden. Allerdings ist diese Strecke so schlecht wie noch keine, Tiefsand, alter Asphalt und Lehmstrasse wechseln sich ab und unser armes Bushbaby muss einmal mehr sehr viel aushalten. Beim Erhöhen des Pneudrucks haben wir Probleme mit dem Kompressorschlauch, so dass wir uns nicht mehr trauen, Luft abzulassen. Schliesslich können wir in Thshabong tanken, Luft füllen, Pula holen (die botswanische Währung, das selbe Wort wie Regen) und verbringen hier zwie Nächte, in denen wir auch weiter planen können – wobei es praktisch unmöglich ist, der Hitze zu entfliehen, denn sie scheint die ganze Grossregion vorläufig im Griff zu haben.



·       Manfreds Fotos: www.manfredsuter.com

·       Unser tagesaktuelles (sofern Internet vorhanden) Tagebuch: App Polarstep/My Bushbaby

·       Das Interview, das Geniene Preston vor einigen Wochen (in Englisch) mit uns gemacht hat im online-Magazin, Video und Podcast (Text des Videos, englisch).



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