Wir sitzen in einem hübschen Häuschen in unserem Lieblingscamp Shimuwini im Krüger-Nationalpark und haben für einmal keine Internetverbindung und nichts mehr zu übersetzen oder zu korrigieren. Langweilig wird uns trotzdem nicht, aber irgendwie haben wir den nächsten Blogbericht immer vor uns hergeschoben. Sorry, zwei Monate und gefühlte tausend Bilder... Reisen ist wirklich anstrengend und unsere Zeit ist ausgefüllt, so dass wir hier im Shimuwini Bush Camp eine Art Ferien machen. Wir sitzen am Ufer des Klein Letaba, der noch etwas Wasser führt, genug, für die Elefanten zum Planschen und die Flusspferde, um darin gut zu leben und herumzuprusten. So viele von ihnen wie diesmal haben wir noch nie tagsüber sonnenbaden gesehen. Wir beobachten von unsere Terrasse aus die Vögel, Antilopen, Zwergmangusten und Hörnchen, die herumwuseln und geniessen den Blick in die ruhige, von Menschen unberührte Landschaft. Nachts entdecken wir sogar die lustigen Springhasen vor unserem Häuschen, wie Minikänguruhs hopsen sie im Gras herum.
Zurück in Kwa Zulu Natal
Unsere Reise ist vielfältig und neben viel Freiheit haben wir auch immer mal wieder Termine, die uns eine Route vorgeben. Doch endlich, endlich können wir unseren Hunger nach Wildtieren richtig stillen. In St. Lucia haben wir damit begonnen. Einige Nächte verbringen wir auf dem weitläufigen Campingplatz, von wo aus wir zu Fuss und mit Bushbaby Ausflüge unternehmen. Es ist und bleibt unsere Lieblingsstadt, obwohl wir diesmal weder Flusspferde noch Leoparden durch die Häuser wandern sehen. Es ist mittlerweile Spätherbst/Frühwinter und die Zugvögel haben diese vogelreiche Gegend in Richtung Norden verlassen. Dennoch läuft Manfreds Kamera heiss. In den Parks von iSimangaliso, Imfolozi, Hluhluwe und Mkuze finden wir endlich auch Vierbeiner, doch unsere Konzentration ist so sehr auf die Vögel gerichtet, dass wir wohl manchmal auch einen Elefanten direkt an der Strasse hätten übersehen können. Wir werden nicht mit Katzen und Wildhunden verwöhnt, doch saugen wir alles ein, was wir können, egal ob gross oder klein, im Inland oder am Meer. Wir haben noch viel Zeit – das ist ganz anders, als wenn man hier in den Kurzferien ist und alles sehen möchte –, haben schon so viel gesehen und werden noch viel sehen…
Dinokeng, Pilanesberg und Zaagkuilsdrift
Wir treffen Jenni und Uwe, unsere "Afrikids", ein junges Pärchen, das uns im Etoshapark in Namibia vor einiger Zeit "adoptierte" in ihrem Lieblingspark, Dinokeng, der nahe bei Pretoria liegt. Uwe hat ein Safarifahrzeug und einen Führer organisiert und wir logieren für eine Woche nobel in einer wunderbaren Lodge und lassen uns täglich ausfahren und die Gegend zeigen. Wir geniessen das Zusammensein, das nicht selbst fahren müssen und die vielfältige Tierwelt, die kämpfenden Nashörner, eine Bootsfahrt zu den brütenden Wasservögeln und eine Ausfahrt in ein bekanntes Vogelgebiet, Zaagkuilsdrift, in dem Manfred Sumpfohreulen wunderschön fotografieren kann. Bald wird es uns aber zu eng im Dinokeng und wir freuen uns auf das Entdecken von Pilanesberg und seiner Landschaft und Tierwelt. Hier finden Jenni und Uwe endlich einen Leoparden und andere für sie neue Tiere. Wir haben es lustig miteinander und besuchen zum Abschied eine ›Parallelwelt der anderen Art‹ – denn man muss zugeben, dass die Parks ja auch nicht das Alltagsleben in Afrika zeigen – nach Sun City. Es ist eine Art Disneyland, ein grosser Vergnügungspark mit Restaurantmeile, Kinos, Wellenbad und und und … Spannend, es zu sehen, wir essen gut, das reicht dann aber… Schliesslich besuchen wir auch Josef, einen Deutschen, den wir in Botswana kennen gelernt haben und der als Freiwilliger bei Colins Horseback Africa arbeitet. Auf einer Tour durch Gehege und auf einem Spaziergang mit kleinen Löwen hören wir einiges über die Aufzucht von Löwen und Servalkatzen, was uns aber alles andere als überzeugt zurücklässt. Doch die Nächte am stillen See und der wunderbare Ausritt zu und mitten durch Antilopenherden ist grossartig.
Ein Haken im Fleisch
Wir kehren nach Zaagkuilsdrift zurück und stehen auf einem von acht schönen Campingplätzen bei einer hübschen Lodge mit mehreren Häuschen. Man erzählt uns, im Sommerhalbjahr komme hier das Wasser, ergebe eine riesige Sumpflandschaft und damit kehre eine einmalig reiche Vogelwelt zurück. Ein Paradies für diese und ihre Beobachter. Ausserdem haben sie ein Zuchtpaar von Wildhunden in einer Boma, einem Gehege, und grosse Volièren für die Zucht der gefährdeten Hornraben oder die Rehabilitation von verletzten Raubvögeln. Wir erfahren auch, dass das ganze Areal, zwei Grundstücke mit Lodge und Häusern, zu verkaufen ist. Unsere Köpfe beginnen zu rauchen. Der Preis ist für uns sehr tief, wir hätten eine Basis für uns und alle Besuchenden unweit des Flughafens von Johannesburg und in Erreichbarkeit zu allen grossen Parks und unseren Zielländern. Man könnte das Vogelparadies mit einem Lehrpfad erweitern und und und … Unsere Phantasie schlägt Purzelbäume. Wir erkundigen uns, ob die Zucht von Wildhunden sinnvoll sei und erhalten ein Nein, auch die Nachzucht von Geiern sei schon gut abgedeckt. Tiere zum Spass gefangen zu halten ist nicht in unserem Sinn und überhaupt wollen wir uns ja nicht schon wieder binden, sondern die Freiheit geniessen ... Also schmeissen wir alle Ideen wieder über Bord und vergessen Zaagkuilsdrift. Diese absolute Ruhe, die wir da gefunden haben, können wir ja weiterhin als Gäste geniessen.
Begegnungen die das Leben verändern
WildlifeACT und Zululand haben unser Leben seit mehr als zehn Jahren geprägt. In Hluhluwe treffen wir uns mit Marumo, es fühlt sich immer wieder an wie nach Hause kommen. Mit Tony Park wird vereinbart, dass alle meine Einkünfte aus dem Buchverkauf an diese tolle Organisation gehen, und bald schon erhalten sie die kleine erste Tranche, nämlich die Vorauszahlung für die Hörbücher, die ab nächstem Jahr erhältlich sein sollen. Damit gibt es auch einiges an Werbung, von der alle profitieren sollen. So erneuern wir die Beziehungen zu Chris, einem der Chefs der Organisation. Die Teile des Zusammensetzspiels fallen ineinander und wir freuen uns sehr, dass wir bereits mit der Bibliothek in Rotkreuz einen Termin für einen Diavortrag und Büchervorstellung mit Verkauf abmachen konnten.
Auf dem weiten, leeren Campingplatz von Mkuze fahren nach zwei Nächten neue Mitcamper hin und wir staunen nicht schlecht, dass diese Schweizerdeutsch sprechen. Einen Abend verbringen wir bei Wein und Geselligkeit mit Claudia und Res und erfahren, dass sie Halbzeit in der Schweiz und die andere Hälfte hier unten verbringen. Wir erzählen von unseren Plänen und dass wir gern im Juli einen Monat Urlaub am Meer machen, unsere Webseiten aktualisieren, sowie die Wale und den Sardinenzug sehen möchten. Ganz spontan bieten sie uns ihr Haus dafür an … Uns bleibt das grosse Staunen!
… und Begegnungen, die das Leben lustiger machen
Im Camping vor dem Nyalazi-Tor zu Imfolozi ist Niki unsere Gastgeberin und sie, die noch nie im Park war und keine grosse Ahnung von Wildtieren zu haben scheint, überrascht uns eines Abends mit der Einladung zu einer Chamäleon-Führung. Sie will uns zeigen, wie man diese Tierchen findet, am Abend, mit der Taschenlampe. Ihr Boss habe sie das gelehrt. Wir folgen ihr und staunen nicht schlecht, dass wir innerhalb von vielleicht zweihundert Metern bestimmt fünf der kleinen spannenden Tierchen finden. Welche Häufigkeit und alle auf Augenhöhe ... Natürlich erhält die gute Fee ein kleines, verdientes Dankeschön, doch sind wir sehr skeptisch, dass jedes dieser Chamäleone seinen Weg selbst dorthin gefunden hat. Eher vermuten wir, dass Niki sie gesucht und auf ihren Platz verschoben hat, um lukrative Touren zu veranstalten. Jedenfalls haben wir seither kein einziges Chamäleon mehr gefunden… 😉
Auf der Fahrt ins Dinokeng werden wir von der Polizei mit Blaulicht angehalten. Das Gesicht des jungen Uniformierten hätte man fotografieren müssen. Zuerst Erstaunen, dann ein breites Grinsen -er hat mich am Handy gesehen und witterte eine feisse Busse, erst beim Blick durch Manfreds Fenster realisierte er, dass wir ein linksgesteuertes Fahrzeug haben.
Katzenzeit
Schliesslich fahren wir von Süden her in den Krügerpark, in dessen relativem Luxus wir die ersten drei Nächte verbringen, bevor wir Tony und Nicola Park in ihrem Haus in Sabiepark besuchen. Auf dem Weg aus dem Krüger verabschieden uns eine Kolonne von zehn Löwen und in Sabiepark hören wir die Wildhunde rufen. Es sind fröhlich zwei Tage, an denen wir aber auch für das Marketing arbeiten und gegenseitiges Vertrauen schaffen. Danach kehren wir in den Park zurück und werden in den nächsten Tagen von wunderschönen Begegnungen mit Leopard, Gepard, Wildhunden und Löwen beglückt. Die Vegetation ist dicht, das Gras hoch, die Bäume und Sträucher tragen noch Laub, auch wenn beispielsweise die Mopane braun werden. Es ist schwierig, Tiere zu finden, ausser sie kommen auf die Strasse. In solchen Momenten bliebt das Herz fast stehen, Adrenalin wird spürbar – ein Leopard schenkt uns allein sieben Minuten, zwei Gepardbrüder weisen uns den Weg zum Signalstein, den sie intensiv markieren. Ein Morgen voller wunderbarer Begegnungen! Dann wiederum gibt es lange Fahrten ohne nennenswerte Tiersichtungen. Richtiger Ort zur richtigen Zeit ... Momente für die Erinnerung müssen nicht immer die Raubkatzen sein, sondern etwa kleine Tiere, etwa die Küken von Jakana oder Uferläufern, die sich unter den Flügeln von Mama verstecken um dann plötzlich als winzige flauschige Bällchen herumzuhuschen, eine handgrosse Mantis oder ein farbiger Falter, die Springhasen direkt vor dem Haus. Wir können uns nie satt sehen, doch unser Hunger wird in diesen fast vier Wochen langsam kleiner. Mittlerweile erleben wir an einem Tag rund dreissig Grad Temperaturunterschied, von knapp über Null bis über dreissig Grad und am Morgen verzaubern oft Nebelschwaden die wunderschöne Landschaft und die mystischen Sonnenaufgänge werden noch intensiver. Sie gehören zu den täglichen Höhepunkten. Die Tage sind kurz – die Tore öffnen erst um sechs und schliessen um halb sechs Uhr, die kühlen Abendtemperaturen lassen uns früh unter die Decke schlüpfen und morgens auch oft manchmal dortbleiben, bis die Sonne den Tag erwärmt hat. Allerdings ist diese, auch wenn es heiss wird, mild, wir sind nie verbrannt, obwohl wir auch viel Zeit an der frischen Luft verbringen oder unsere Arme aus den Fenstern hängen lassen. Ein weiterer Vorteil: wir sehen kaum Mücken.
Luxusleben
Krüger ist sehr gut besucht und wir haben Mühe, Unterkünfte zu finden - insbesondere freie Plätze für Bushbaby. So ist ein stetiger Wechsel zwischen Häuschen und Campieren entstanden, zwischen Selbstkochen und der feinen, aber fetten Kost in den Restaurants und auf den Picknickstellen. Wir sehnen uns nach wieder mehr Bewegung, denn die langen Fahrten, die wenigen Spaziergänge in den Camps und das gute Essen setzen an. Krüger meint es gut mit uns und wie überall hier in Südafrika ist es für uns mehr als erschwinglich und macht kaum einen Preisunterschied, ob man selbst einkauft oder sich verwöhnen lässt. Wir planen unsere nächsten Monate mit einzelnen Fixterminen und viel Freiheit, vieles können wir noch über den Haufen werfen oder ändern, anderes hat einen festen Platz in der Agenda – vor allem eine Hochzeit, ein Heimaturlaub und die Ferien mit unseren Vermietern, Bea und Joe in einem anderen Teil Afrikas.
Sicher ist: unser Leben bleibt genauso spannend und aufregend, wie es bisher war (nicht erst als Frühpensionierte) und wir werden weiterhin viel zu berichten und zu zeigen haben. Darauf freuen wir uns schon jetzt!
Und übrigens:
- Unser ausführlicheres Tagebuch findest du auf Polarsteps "My Bushbaby" hier.
- Unsere Website wird aktuell überarbeitet und wir freuen uns sehr über jeden Besuch!
Einfach schön das hier zu lesen danke für den Bericht
Genauso habe ich es mir vorgestellt wen ihr auf Reise seit! Ich geniesse die Erlebnisse mit euch. Geniesst es und lasst mich teilhaben. Liebe Grüsse aus der 🇨🇭
Einfach Wahnsinn. Die Fotos und der Bericht sind sensationell. Man hat das Gefühl dabei zu sein. Danke 😘