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  • AutorenbildMaya von Dach

Ins Jahr der grossen Reise

Aktualisiert: 1. Jan. 2023


Am Zugersee

Count Down

-914 Tage seit Vision 2020 zeigt die App, die ich irgendwann im Spätsommer 2017 setzte, als der Traum sich in unseren Köpfen richtig festgesetzt hatte. Später geriet sie fast in Vergessenheit. Zu Beginn zählte er über tausend Tage bis Januar 2020, wenn der eigentliche Start geplant war. In einer einzigen Zahl stecken so viel Vorfreude, Planung, kleine und grosse Schrittchen, Freude und Enttäuschung ... Nun sind es nur noch 31 Tage, bis unser Daheim in neue Hände übergeht und die fast letzte Etappe unserer Arbeitsleben abgeschlossen ist – der Hauptgang unserer Leben, eines würzigen Menus voller köstlicher Gerichte der heimischen Küche und exotischer Speisen. Nun wird das Dessertbuffet voller Köstlichkeiten aufgetischt.

Vor langer Zeit in Simbabwe: der grosse Entschluss (hier am Silvester 2017 in Kariba)

Bushbaby allein auf der Reise

Welch wichtige Funktion haben Apps in unserem Leben gewonnen und wie viel Einsicht ermöglichen sie uns! Während unser Airtag seit Strassburg keinen Standort mehr anzeigte, was uns zur Vermutung bringt, dass der Container mit Hirundela und Bushbaby zuunterst und zuhinterst steht, wo niemand hingelangt, verfolgen wir Bushbabys Reisen mithilfe von Schiffstracking auf App. Nach dem Start in Rotterdam sammelte die 'Santa Isabela' wohl Ladung und absolvierte eine Zickzackfahrt: Über den Ärmelkanal, in den grossen Hafen der Themse unterhalb von London, danach in die Nordsee nach Bremerhaven und endlich in den Süden, durch die Strasse von Gibraltar und in den Hafen von Algeciras in Spanien. Das Be- und Entladen dauert jeweils nur kurz, ab und zu liegt das Schiff dafür weit im Meer am Anker und wartet wohl auf die Einfahrtsgenehmigung im nächsten Hafen. Aufgeregt verfolgen wir die Reise mit, ab und zu erhalten wir für einen oder zwei Tage kein Signal und fühlen uns ein wenig orientierungslos. Mittlerweile hat die Santa Isabela, die unter dänischer Flagge unterwegs ist, den oberen Teil Afrikas hinter sich gelassen. Sie folgt nicht mehr der Küste, sondern quert den Südatlantik weit weg vom Festland und in direkter Linie zum Kap. Sie wird noch nicht dort anlegen, sondern zu Jahresbeginn zuerst die Häfen von Port Elizabeth und Durban anlaufen und gemäss Plan am 19. Januar in Kaptstadt eintreffen. Nach ihrer Ankunft und dem Ausladen soll Bushbaby von den südafrikanischen Partnern von ITS, unserer Spedition, durch den Zoll gebracht und alle Formalitäten erledigt werden. Dann darf Bushbaby die ersten Kilometer auf südafrikanischen Strassen in Richtung Stellenbosch fahren, wo es auf Duncans 'Two Hoots Farm' der African Overlander einige Tage auf uns warten wird


Das letzte Mal

Es gehört nun zu unserem Alltag, das 'letzte Mal'. Manchmal bemerken wir es, oft aber auch überhaupt nicht. Wir laden Freunde ein und geniessen die Zeit mit ihnen und der Familie sehr bewusst, die Anlässe, die auf der Arbeit stattfinden, die Ferien, den ersten Zirkusbesuch mit Julia, das Musical "On your feet" mit Musik von Gloria Estefan. Mit den immer noch vielen verbleibenden Weinflaschen aus dem Keller zelebrieren wir kleine Momente.

Unsere Wohnung leert sich und beginnt zu hallen. Der Schopf ist gereinigt, das Holz und Material, das unsere Käufer übernehmen feinsäuberlich gestapelt. Möbel und Haushaltsgegenstände finden über die verschiedenen Plattformen neue Besitzer, oder aber im Familien- und Kollegenkreis. Es ist schön, für alles ein Plätzchen zu finden, wo es geschätzt wird, und ein neues Leben erhält. Dartos wird bei Simon bestimmt glücklich und auch für unser Büsi haben wir das bestmögliche Plätzchen in Aussicht. Unser grosser Schrank, in dem das viele Moderationsmaterial für KON-SENS-Aufträge lagerte, wurde – mit dem Traktor – von einer Nachbargemeinde abgeholt, um in einem Flüchtlingsheim zu dienen. Menschen, die nicht mehr viel haben und hier nicht heimisch sind. Die einzige Parallele zwischen ihnen und uns ist, das Verlassen der Heimat. Die Gründe und Rahmenbedingungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Wie unglaublich privilegiert wir doch sind, als gut abgesicherte Wunschnomaden!



Arbeit, Planung und Vorfreude

Ich geniesse meine Arbeit an der Schule sehr. Es fordert mich, mit einem leicht handicapierten Jugendlichen eine passende Lehrstelle zu suchen, ist aber auch sehr befriedigend, genau wie das Unterrichten der 3. und 4. Klässler. Sie sind meistens wirklich einfach herzig - auch weil man sie wieder abgeben kann. Ausserdem verkürzt und strukturiert die Aufgabe das Warten auf den Aufbruch. Es wäre schwierig, nur daheim zu sein, denn die Ungeduld wäre viel grösser. Auch die Übersetzung meiner Bücher hilft mir, Ruhe zu finden und zu behalten und ich danke meinen Gegenleserinnen für ihre wichtige Arbeit. Ich habe den Zeitaufwand unterschätzt und bin überrascht, dass auch beim sechsten Überarbeiten noch so viele Stolpersätze zu glätten sind.

»Es liest sich noch wie eine namibische Sandpiste», hat mir Cläu zurückgemeldet,die in Namibia lebt, wo das Buch spielt. Und sie hat recht.

Doch ich nähere mich langsam, aber sicher, vielleicht wie ein Wüstenkamel, dem Ziel und irgendwann wird Tony Parks »Geister der Vergangenheit» auf Deutsch erhältlich sein.

Unser Flug ist für den 31.1. abends gebucht, an meinem letzten Arbeitstag in Neuheim. Länger zu warten ohne Daheim dürfte schwierig sein. Am 24. Januar sind wir in die südafrikanische Botschaft eingeladen, um unseren Antrag für ein Pensionärsvisum einzureichen. Bereits ein Abenteuer für sich. Ein dickes Dossier von Kopien wichtiger Papiere, vom Taufschein über das Impfbüchlein bis zu Pensionskassenzusicherungen und Kontoauszügen, die beweisen, dass wir während der vier Jahre, die das Visum gelten soll, finanziell nicht auf den Ruin zusteuern und zu Sozialfällen werden, liegen bereit. Während meine Mailanfragen unbeantwortet blieben, funktionierte es bei Manfreds Absender äusserst prompt. Afrika lässt grüssen… Reisepläne in Südafrika haben wir dagegen noch kaum, auch wenn wir natürlich Wissen sammeln. In den ersten Tagen werden wir in der Nähe von Kapstadt bleiben und uns einrichten, die Boxen aufs Dach, den Wasser- und Bezintank füllen, die bestmögliche Variante für unsere Gaskocherei prüfen und montieren. Wir gehen es gemütlich an, denn worauf wir uns besonders freuen, ist, die Ruhe und die Vogelstimmen auf den weitläufigen Campingplätzen zu geniessen. Dann werden wir uns der Westküste zuwenden und durch die Hügel und Berge der Kapregion streifen. Ungeplant und ohne lange Fahrten, dafür mit viel Musse.


Auf die Zähne beissen und flexibel bleiben

Einer von Manfreds jährlichen Höhepunkten ist der Jahresschlussanlass mit der Hundeführer-Gruppe, der die Kollegialität jeweils mit einem Spezialprogramm fördert. Zu seinem Abschied sponserte er diesmal eine Aktivität, die von seinen Kollegen organisiert wurde. Gokart-Fahren stand kurz vor Weihnachten auf dem Programm, etwas das Manfred liebt und das seinen Ehrgeiz weckt. Dumm gelaufen, dass bei einem Selbstunfall die Rippen so gegen den Schalensitz des Wagens prallten, dass zwei davon gebrochen sind … In seinem Beruf lassen sich gewisse Einsätze damit schlicht nicht vereinbaren und so fällt er für ein paar Tage komplett aus. Mit seinem reduzierten Arbeitspensum bedeutet das, dass er im Januar noch ein paar Tage mehr wird arbeiten müssen, bevor er seine letzten Ferien beginnen kann. Das Schonen fällt ihm nicht allzu schwer, hat er doch schon Übung darin und ausserdem wird mit den verzauberten Weihnachts- und Neujahrsfilmen viel gute Unterhaltung geboten. Nun braucht es einmal mehr Geduld, bis auch husten, niesen und lachen wieder schmerzlos funktioniert.


Ferien in der Schweiz

Die vielen Angebote von Familie und Freunden, bei ihnen zu wohnen, wenn wir von Mitte bis Ende März für die allerletzte Heimetappe zurückkommen, rühren, ehren und freuen uns sehr. Dennoch haben wir uns für diese gut zwei Wochen eine Ferienwohnung gebucht, in der auch Dartos willkommen ist und wo wir sogar Besuch empfangen können. Wir werden in Emmen wohnen, von wo der Arbeitsweg für Manfred kurz ist, die Reuss vor der Haustür schöne Spaziergänge bietet und wir nahe unserer Familien sind. Es macht Spass, sich ein Daheim auf Zeit zu suchen und wir freuen uns auf diese Zeit. Wir landen am 16. März, an dessen Abend Manfreds letzte GV als aktiver Hundeführer bei der Zuger Polizei stattfindet - gleichzeitig mit seinem 58. Geburtstag. Nach den letzten zwei Arbeitswochen geht am 31. März auch Manfred in die Frühpension. Obwohl ich wenige Polizisten kenne, die so motiviert und mit Herz bei der Sache sind, freut er sich sehr auf das Leben danach.

Uns bedanken, verabschieden und den grossen Schritt feiern

'Den Wert eines Freundes kennst du erst, wenn du ihn verloren hast'. Diesen Spruch hat mir mein Vater, ein Reisebegeisterter, ins Poesiealbum geschrieben. Als Kind habe ich ihn kaum verstanden, seither immer wieder geprüft und für teilweise richtig befunden. Wir sind überzeugt, dass wir durch das Verlassen der Heimat weder unsere Familien noch unsere Freunde verlieren werden. Einerseits machen es die elektronischen heute möglich, einfach, in Kontakt zu bleiben, andererseits freuen wir uns auf die Gäste, die uns irgendwann und irgendwo besuchen werden und denen wir zeigen dürfen, was uns am südlichen Afrika so fasziniert. Wir sind gespannt, ob es mit den angekündigten Besuchen und Treffen tatsächlich klappen wird.

Wir möchten uns bei unseren Liebsten und allen, die uns im Vorder- und im Hintergrund begleiten, für ihre Unterstützung bedanken und mit ihnen den Start in einen neuen Lebensabschnitt feiern. Alle, die dabei sein möchten, sind am 1. April (kein Scherz) zu einem kleinen, unkomplizierten Fest eingeladen und auf unsere mittlerweile 20 gemeinsamen Jahre, den Start in den neuen Lebensabschnitt und alles, was die Zukunft bringt, anzustossen. (1.4.23., Red-x/'Jugi' Rotkreuz, Nachmittag/Abend). Gib uns doch Bescheid, wenn auch du uns mit guten Wünschen und einer Umarmung auf die Weiterreise verabschieden willst. Wir freuen uns auf unsere treuen Begleiter, bevor wir am 2. April wieder ins Flugzeug steigen. Diesmal wohl – je nach Visum – ohne Retourticket in der Tasche.


Zuerst wünschen wir dir, liebe Blogleserin, lieber Blogleser, von Herzen das Allerbeste für das neue Jahr und möge dir 2023 Gesundheit, Freude und Erfüllung bei deinen ganz persönlichen Abenteuern bringen!




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