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  • AutorenbildMaya von Dach

Schnupperrunde Mosambik




Nach einem Monat Heimaturlaub, der viele besondere Momente mit Familie, Freunden und Bekannten barg, sind wir gern wieder in den Frühsommer zurückgekehrt. In Johannesburg haben wir schleunigst Bushbaby aus seinem Stall befreit, was einen Booster für die Batterie benötigte und sind in Richtung Krügerpark gefahren. Nach dem ersten Tanken erlebten wir einen kurzen Schockmoment, als Bushbaby Benzin verlor, doch der Fachmann in der nahen Garage entdeckte sehr schnell, dass ein Schläuchlein etwas brüchig war und reparierte es kurzerhand. Offensichtlich hat Bushbaby manchmal Verdauungsprobleme, wenn es einen zu vollen Tank hat, doch das haben wir nun im Griff. Übung macht den Meister.



Auf einem Gamedrive aus Crocodile Bridge hören wir das "pfpfpfpfpfpf", das verdächtig nach Reifenpanne klingt und wechseln ein erstes Mal ein Rad, eine weitere gute Übung für uns. In Komatipoort können wir bereits am nächsten Morgen fünf neue Reifen montieren lassen, denn unsere scheinen einfach vom Alter, der Sonne und Hitze spröde zu sein - keine gute Voraussetzung für ruhiges Reisen auf schlechten Strassen. Wahrscheinlich musste einfach alles so zusammenpassen...




Alltagsleben und Banhine Nationalpark

Nach ein paar Tagen und spannenden Begegnungen mit Overlandern haben wir im Krüger beim Giryondo-Gate die Grenze nach Mosambik locker überquert. Ein neues Land für uns, wir sind etwas aufgeregt. Da wir uns entscheiden, nicht nur den Nationalparks nachzufahren, sondern auch etwas vom «richtigen» Leben hier sehen zu wollen, durchfahren wir es etwas im Zickzack. Durch den Greater Limpopo hinunter nach Massingir, wo wir uns am Geldautomaten mit Geld und bei einem kleinen Händler mit einer SIM-Karte eindecken, so dass wir gerüstet sind. Jedenfalls für überall, wo man Handyemfpang hat, was längst nicht überall der Fall ist. Über Naturstrassen fahren wir in den Süden, erreichen dann eine perfekte neue Asphaltstrasse, in der wir praktisch kerzengerade in den Norden nach Mapai fahren. Unser Ziel ist der Banhine Nationalpark, der landschaftliche Schönheit und Vögel, aber kein Grosswild beherbergt. Die Strecke ist zu lang und wir übernachten am Strassenrand einer hartgebackenen, welligen Lehmstrasse, auf der riesige Lastwagen hochaufgetrürmt Kohlesäcke oder dicke Baumstämme transportieren. Unsere Hoffnung, dies sei nur tagsüber so, wird enttäuscht, denn die ganze Nacht rumpeln immer wieder Schwertransporter an uns vorbei. Am nächsten Morgen durchfahren wir auf dem nicht einfach zu findenden Weg viele kleine Dörfer, alle sauber und gepflegt, mit Kühen und Ziegen rundherum.




Den Campingplatz erreichen wir nicht, denn es hat eine Wasserdurchfahrt, an die wir uns nicht wagen, dafür sind wir zu müde. Wir fahren ein wenig zurück, zu Spuren, die wir entdeckt haben, und diese führen uns zu einem kleinen See, wo wir zwei Tage wildcampen – umgeben von Kühen,wenigen vorbeiwandernden einheimischen Hirten und Fischern, Pelikanen, Flamingos und vielen anderen Wasservögeln.

Ein herrliches kleines Paradies ganz für uns. Als wir am dritten Tag beschliessen, nun doch ins Camp zu fahren, gehe ich rund um das Schilf, um den Weg zu rekognoszieren, als aus dem Nichts ein Fahrzeug auftaucht. Der Manager von Banhine, Donald, erklärt uns, wir können überall problemlos rund um das Wasser herumfahren und bald erreichen wir den Zeltplatz an einer riesigen Wasserfläche mit unzähligen Wasservögeln. Vor einem Fixzelt parken wir Bushbaby und haben so «Figgi und Müli», alles was wir brauchen, mit unserem Schneckenhaus und gleichzeitig Dusche und einer Terrasse.



Zinave Nationalpark

Dank der präzisen Wegbeschreibung des Rezeptionisten fahren wir auf Strassen, die das Navi noch gar nicht kennt, direkt wiederum durch Dörfer und wilden Busch in den Zinave Nationalpark. Auf der unendlichen Sandstrasse begegnen wir während des ganzen Tages keinem einzigen anderen Auto, jedenfalls bis nach Mabote, der malerischen Bezirkshauptstadt, in der wir tanken und mit viel Spass in kleinen Geschäften einkaufen. In Zinave verlieren wir unser Herz, er wird zu einem Favoriten.




Ein Big 5 Park mit sehr viel Wild, in dem wir wild campen können, weil es niemanden wirklich interessiert, wo wir uns aufhalten. Das Hauptcamp ist besetzt, denn die Sponsoren und VIP von Peace-Parks sind zu Besuch, um zu schauen, wie ihr Geld arbeitet und was es bewirkt. Spannend, zu hören, was die Angestellten uns über den Stress und die Anstrengungen, die das auslöst, erzählen. Unter den Gästen, die wir mehrmals auf ihrem Safarifahrzeug treffen, hat es auch Schweizer, die uns mit «Hopp Schwiiz» begrüssen und sich auf einen Schwatz einlassen. Zwei Nächte geniessen wir den Baobab mit einer Plattform, der es uns trotz Hitze erlaubt, in der herrlich erfrischenden Brise auf der Terrasse über Bushbaby zu kochen und zu essen und dabei den Karneval der durstigen Tiere zu bestaunen und in der Nacht die Löwen brüllen zu hören. Leider wird unser Tisch über den Haufen gefahren, doch dank einiger Kreativität können wir ihn noch weiter nutzen.



Abstecher ans Meer

Ohne Küste hat man keine Ahnung von Mosambik, denn diese ist 2700 km lang und sehr vielfältig. Wir fahren einmal mehr durch Busch, an einer vom diesjährigen Zyklon eingestürzten Brücke vorbei durch den Fluss, schliesslich auf der verlöcherten Nationalstrasse nach Inhassoro zum Meer in Goodys Villa and Campsite.

Ein wunderschöner Overlanderplatz, wo wir viel Schatten, ein nahes Restaurant und einen feinen, weissen Sandstrand treffen, auf dem man kilometerweit wandern kann. Allerdings nur in den frühen Morgenstunden, denn danach ist es mit über dreissig Grad und stechender Sonne schlicht zu heiss. Die Fischer spannen ihre Netze aus und ziehen sie wieder ein, ein Gemeinschaftswerk, von dem jeder Beteiligte einen Anteil der Beute mitnehmen kann, absolut faszinierend. Wir finden eine Meeresschildkröte am Strand, die wir aber vergeblich zu retten versuchen und auch mit dem hübschen Vogelnestchen direkt in der Hähe neben Manfreds Schlafplatz haben wir kein Glück, es wird traurigerweise in der ersten Nacht, nachdem die kleinen Paradiesschnäpper geschlüpft sind, ausgeraubt.



Weiter nach Norden und ins Inland

Buffalo Camp ist mitten auf der Route weiter hinauf und Colin (oder Willie) begrüsst uns herzlich. Er ist ein grossartiger und vor allem sehr spannender Gastgeber, der gern aus seinem Leben und von seinem riesigen Königreich - es umfasst einen Drittel des Krügerparks, also rund einen Sechstel der Schweiz - erzählt. Er scheint wie eine Figur aus einem Tony Park-Buch, mit Kriegshintergrund, Geheimdiensterfahrung und und und … Drei Nächte bleiben wir und lassen uns verwöhnen, suchen Vögel und machen Exkursionen. Zu sehen gibt’s ausser Busch nicht allzu viel, denn während und nach dem Krieg von Osten und Westen und den Parteien von Mosambik selbst, wurde praktisch alles ausgerottet. Die Landschaft ist spannend und wir warten darauf, dass Manfreds aus der Schweiz importierter Husten endlich abklingt, was wohl in der Hitze und bei dauerndem Durchzug nicht so einfach ist. Schliesslich führt uns der Weg in die Hügel im Westen Mosambiks, ins Moribane Forest Reserve, wo Bushbaby zum Dschungelbaby wird und wir unseren ersten Regen, Blitz und Donner erleben. Die Temperatur fällt von schweisstreibenden über vierzig auf kühle rund zwanzig Grad.




Überraschung Gorongosa Nationalpark

Wieder einmal werfen wir unsere jeweils ziemlich spontane Planung über den Haufen, denn der Zeltplatz am Chicamba-Stausee in der Nähe von Chimoio dem Zyklon zum Opfer gefallen und der Standplatz bei der Reception kann uns nicht gefallen, obwohl die Umgebung wunderschön ist. Also beschliessen wir, doch noch in den Gorongosa Nationalpark zu fahren, den wir längst von der Wunschliste gestrichen hatten, da man nur geführte Safaris unternehmen, aber nicht selbst fahren kann. Zuerst nisten wir uns für zwei Nächte ausserhalb des eigentlichen Parks im privaten >Gorongos Adventures Camp< ein, das sich auch im Neuaufbau nach dem grossen Wasser befindet. Wir finden Ruhe und Erholung, aber nur wenige Vögel. Wir hören die Löwen aus der Ferne und finden ihre Spuren auf der Strasse in unmittelbarer Nähe - eindrücklich.



Das Camp in Gorongosa ist klein und eher eng, doch sonst gefällt uns der Park und auch das Geführtwerden sehr gut. Mister Tesst zeigt uns die unterschiedlichen Ökosysteme mit dichtem Wald, weiten Grasfächen in Überschwemmungsgebeiten und den See, der in der Regensaison zur dreifachen Grösse anschwillt und mit dem Boot befahren wird. Dann kommen Massen von Wasservöglen um hier zu brüten. In einigen Tagen wird hier alles abgeräumt und der Park während des grossen Regens für drei Monate geschlossen. Zu einem Höhepunkt wird der Besuch im Rehabilitationszenter für Pangoline, wo kleine Patienten oder für den illegalen Handel gefangene Schuppentiere aufgepäppelt und danach ausgewildert werden. Diese urtümlichen, sanften Ameisenfresser mit ihrer unendlich langen, klebrigen Zunge sind einfach grossartig. Unsere Tage in Mosambik sind nun gezählt, da das Visum auf 30 Tage beschränkt ist und wir planen den baldigen Grenzübertritt nach Simbabwe.



Fazit des Schnupperns

Mosambik hat uns äusserst gefallen. Ursprüngliches Afrika, dessen kriegerische Vergangenheit immer noch überall spürbar, aber scheinbar positiv verarbeitet ist. Das Land schaut offensichtlich einer guten Zukunft entgegen und mit einem Volk, das fleissig, willig und freundlich ist, dürfte es auch gelingen, die Entwicklung zielgerichtet anzugehen. Mosambik, du hat uns sehr gefallen, bist aber riesig - wir müssen wiederkommen und dich weiter entdecken, denn du hast alles, was wir lieben!

Und übrigens:

  • Unser Tagebuch ist in der App Polarsteps zu finden, dort kannst du uns tagesaktuell mit Karten und Bildern unter MyBushbaby folgen

  • Unsere Website ist nun auch wieder in Englisch verfügbar

  • Bereits sind fünf Tony Park Bücher übersetzt und als ebook, Druckbuch und bald auch als Hörbuch bestellbar und bei Bücher Stocker Balmer Lüthy in der Auflage

  • WildlifeACT darf rund 1500.- an Spenden entgegennehmen, dies in erster Linie von unserem Buch-/Bildervortrag in Rotkreuz mit Buchverkauf, unserem Honorar und schliesslich Zusatzspende von Fr. 500.- durch die Gemeinde Risch. Danke allen, die zu diesem stolzen Betrag (der uns stolz macht) beigetragen haben!


217 Ansichten3 Kommentare

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3件のコメント


arthur.meier
2023年12月07日

Vielen Dank für den spannenden Bericht und die, wie gewohnt, sehr schönen Bilder. Ich habe inzwischen meine zwei gekauften Bücher von Tony Park bereits gelesen. Sie sind sehr spannend geschrieben, vielleicht durch Maya entsprechend packend übersetzt, und geben zudem auch einen guten Einblick in das Leben in Südafrika. Ich werde die weiteren Exemplare ebenfalls lesen, sobald sie denn in der Bibliothek frei sind.

Ich wünsche euch weiterhin viele spannende Momente bei eurer "Expedition"! Herzliche Grüsse

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Armin Naegelin & Veronika Besmer
2023年12月07日

Herzlichen Dank für den tollen Bericht und die vielen faszinierenden Fotos. Ich bin auch auf Polarsteps unterwegs mit euch. Liebe Grüsse

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sandra.bucher
2023年12月07日

Wow, einfach genial was Ihr erlebt und so toll geschrieben, dass man es mitfühlen und erleben kann. Danke von ganzem Herzen. Passt auf Euch auf. Herzliche Grüsse

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